Der FC Arsenal war die letzte vage Hoffnung. Doch dort, wo der FC Chelsea im Mai 2012 noch den größten Triumph seiner Vereinsgeschichte perfekt gemacht hatte, endeten knapp zehn Monate später die Champions-League-Träume des englischen Fußballs.
Erstmals seit 1996 steht kein Klub aus der Premier League unter den besten acht der Königsklasse. «Das ist eine extreme Enttäuschung und ein gewaltiger Warnschuss für den englischen Fußball», sagte Arsenal-Coach Arsene Wenger nach dem ehrenvollen, aber wertlosen 2:0-Erfolg bei Bayern München: «Wir sind das nicht gewohnt.»
Gewohnt sind sie auf der britischen Insel vielmehr paradiesische Zustände, seit dem Aus der Blackburn Rovers vor 17 Jahren. In sieben der vergangenen acht Champions-League-Finals stand ein englisches Team, von 2007 bis 2009 kamen immer drei der vier Halbfinalisten aus dem Königreich. Seit 1999 ging der begehrte Henkelpott immerhin vier Mal nach England. Diesmal jedoch schieden die Gunners und Manchester United im Achtelfinale aus, Titelverteidiger Chelsea und Meister Manchester City überstanden nicht einmal die Gruppenphase. «Der Rest Europas hat aufgeholt, das müssen wir klar feststellen und für die Zukunft der Premier League mit einbeziehen», sagte Wenger.
Kräftiger Schlag
Es ist zweifellos für das Selbstverständnis des englischen Fußballs ein kräftiger Schlag, sich die eigene Verwundbarkeit einzugestehen. Denn viel lieber sieht man sich als das weltweite Maß der Dinge. Doch die jahrelange Dominanz scheint nun gebrochen. «Ganz Europa streckt uns die Zunge heraus», schrieb die Daily Mail. «Europäischer Einbruch», konstatierte Sky Sports. Und der Telegraph stellte mit gewisser Traurigkeit fest: «Die große europäische Party geht ohne die Engländer weiter.»
Aber ist alles nur Zufall? Pech? Unglückliche Umstände? Auf Manchester Uniteds Aus gegen Real Madrid mag das zutreffen, aber sonst sind doch einige negative Entwicklungen offensichtlich. Die Attraktivität der Premier League strahlt nicht mehr über allem. Vor allem die Bundesliga hat auf dem Gebiet Pluspunkte gesammelt. Die Top-Stars strömen nicht mehr automatisch auf die Insel. Das Financial Fair Play hat zudem Auswirkungen, willkürliches und opulentes Geldausgeben von Scheichs und Oligarchen wird so erschwert.
Ganz ohne das Mutterland des Fußballs geht es aber auch nicht weiter. Glamour-Boy David Beckham ist mit Paris St. Germain noch im Wettbewerb und das Finale steigt am 25. Mai im Wembley-Stadion in London. Aber der Gedanke daran, treibt den Briten im Moment wohl eher Tränen in die Augen.
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