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Cancellara will Sagan -Sieg verhindern

Cancellara will Sagan -Sieg verhindern

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Mit Mailand-San Remo steht am Sonntag der erste große Klassiker der Radsaison auf dem Programm. Am Start des fast 300 km langen Rennens ist mit Ben Gastauer auch ein Luxemburger. Die ganz großen Favoriten heißen Peter Sagan und Fabian Cancellara.

Manchmal reizt es die Organisatoren von Sportveranstaltungen, an Altbewährtem zu rütteln. So trauern die Radsportfans, die Mailand-San Remo in ihr Herz geschlossen haben, seit einigen Jahren der legendären Ankunft auf der „Via Roma“ nach. Es bleibt 2013 bei der „faden“ Zielgeraden am „Lungomare Italo Calvino“.

104. Mailand-San Remo

Die Fakten

o Erstauflage: 1907 – Sieger war der Franzose Lucien Petit-Breton. Am Sonntag kommt es zur 104. Auflage.

o Rekordsieger: Eddy Merckx (Belgien) mit 7 Erfolgen (1966, 1967, 1969, 1971, 1972, 1975, 1976).

o Palmarès der letzten Jahre: Simon Gerrans (2012), Matthew Goss (2011), Oscar Freire (2004, 2007, 2010), Mark Cavendish (2009), Fabian Cancellara (2008), Filippo Pozzato (2006), Alessandro Petacchi (2005).

o Virtueller Start: am Sonntag um 10.00 Uhr in Mailand beim Castello Sforzesco, offizieller Start um 10.10 Uhr in der Via della Chiesa Rossa.

o Ankunft: zwischen 16.50 und 17.30 Uhr in San Remo auf dem Lungomare Italo Calvino.

o Strecke: 298 km: Hauptschwierigkeiten: Turchino (km 142), Le Maniè (km 204), Capo Mele (km 245), Capo Cervo (km 250), Capo Berta (km 258), Cipressa (km 275), Poggio (km 291).

o Am Start: 25 Teams mit 200 Fahrern, darunter mit Ben Gastauer ein Luxemburger.

o RadioShack Leopard startet mit folgenden Fahrern: Fabian Cancellara, Danilo Hondo, Maxime Monfort, Giacomo Nizzolo, Jaroslaw Popowitsch, Gregory Rast, Hayden Roulston, Jesse Sergent. Sportdirektor: Dirk Demol.

o Wetter: Regen beim Start in Mailand (4 Grad), ev. leichter Schneefall am Turchino (1 Grad), regnerisch und windig am Nachmittag in San Remo (9 Grad).

o Direkte Fernsehübertragung: ab 14.40 Uhr bei RTBF1, ab 15.45 Uhr bei Eurosport.

Schweren Herzens werden auch diejenigen, für die der Samstag als Austragungstag des längsten Klassikers des Radsportkalenders Tradition ist, die Neuerung sehen, dass Mailand-San Remo (genau wie übrigens im Herbst der „Giro di Lombardia“) ab diesem Jahr an einem Sonntag gefahren wird. Veranstalter RCS (Herausgeber u.a. der Gazzetta dello Sport) hofft dadurch auf weniger Störungen im Verkehr, mehr Zuschauer und eine höhere Fernseh-Einschaltquote, die gleichbedeutend mit fetteren Werbeeinnahmen ist.

Seit die „Arrivo“-Banderole an der Promenade am Hafen weht, hat sich rein sportlich gesehen auch einiges für diejenigen Fahrer geändert, die im Poggio angreifen und es im Alleingang versuchen wollen. Vom letzten Anstieg bis ins Ziel sind es nun 6,2 km, früher waren es 550 m weniger. Im Falle eines Massensprints ist Wachsamkeit oberstes Gebot, denn einen halben Kilometer vor dem Strich muss eine scharfe Linkskurve gemeistert werden.

Wetterkapriolen?

Auf halber Strecke haben die Fahrer mit dem Anstieg des „Turchino“ die erste schwere Prüfung zu bestehen. Am Sonntag dürften die klimatischen Bedingungen hier nicht einladend sein. Es wird mit widrigen Bedingungen während des ganzen Rennens und sogar mit Schnee auf dem Gipfel des „Turchino“ gerechnet. Sowohl am Start (um die 4 Grad) als auch im Ziel (9 Grad) ist Regen vorausgesagt.

Vor fünf Jahren wurde 94 km vor San Remo mit „Le Maniè“ ein neuer Anstieg ins Programm genommen, der viel Kraft kostet. Die Vorentscheidung aber fällt wahrscheinlich erst ab km 245. Zu bewältigen sind dann nacheinander noch die drei „Capi“ (Mele, Cervo, Berta), die Cipressa und der Poggio.

Mailand-San Remo hat sich trotz dieser Anstiege in den letzten 15 Jahren zu einem Rennen für reine Sprinter entwickelt, auch wenn es dem einen oder andern Konkurrenten (Andrej Tschmil 1999, Filippo Pozzato 2006, Fabian Cancellara 2008) gelang, der Meute auf den letzten km davonzufahren und ein paar Meter Vorsprung über den Strich zu retten. Bis auf diese drei Ausnahmen gab es seit 1995 ausschließlich Triumphe nach mehr oder weniger hart umkämpften Spurts.

In den beiden letzten Jahren musste sich Cancellara, das Trumpf-Ass der Luxemburger RadioShack-Mannschaft, mit dem zweiten Platz begnügen.

Vor ihm klassierte sich jeweils ein Australier, 2011 Matthew Goss, 2012 Simon Gerrans. Cancellara aber war beide Male auf den letzten Kilometern der stärkste Fahrer. Lediglich die Belohnung in Form des Sieges blieb dem Berner verwehrt.

Revanche?

Vor zwölf Monaten war der Erfolg von Simon Gerrans völlig anders zustande gekommen als jener von Matthew Goss 2011. Goss hatte das Rennen im Spurt einer großen Gruppe für sich entschieden. Gerrans setzte sich gegen Cancellara und Vincenzo Nibali durch, seine letzten Begleiter. Die drei hatten sich am Poggio, sechs Kilometer vor dem Ziel, vom Feld abgesetzt, der Vorsprung war nie viel größer als zehn Sekunden.

Dass die Verfolger nicht wieder herankamen, hatte Gerrans Cancellara zu verdanken. Der Schweizer verrichtete den allergrößten Teil der Führungsarbeit, Gerrans übernahm nur einen kurzen Part. Es blieb Cancellara nichts anderes übrig. „Wenn ich nicht vorne gefahren wäre“, sagte er, „hätten uns die anderen eingeholt.“ Bis heute hat Gerrans sich nicht bei Cancellara bedankt, ist ihm aus dem Weg gegangen. Ein anderer, mit dem der Schweizer ein Hühnchen zu rupfen hat, ist der Topfavorit von morgen, der Slowake Peter Sagan. Er trommelte sich 2012 bei der Ankunft der ersten Tour-de-France-Etappe in Seraing auf die Brust, nachdem Cancellara im Schlussanstieg ganze Arbeit geleistet hatte. Canci empfand dies als Erniedrigung.

Obwohl die Startliste erst am Samstag (16.03.13) nach der Sitzung der Sportdirektoren erstellt wird und Ben Gastauer nicht unter den eingeschriebenen Fahrern („Liste des coureurs engagés“) fungiert, scheint es doch sicher, dass der Luxemburger im Aufgebot der Ag2r-Mannschaft steht. Er flog gestern am späten Nachmittag nach Mailand, wo er sich mit dem Team traf. Ben Gastauer und Romain Bardet werden für Valentin Iglinskiy und Steve Chainel in die Mannschaft genommen.