Favoriten gibt es einige. In den Reihen von RadioShack-Leopard ist jedoch keiner zu finden. Dafür sind mit Andy Schleck und Laurent Didier zwei Luxemburger am Start.
Nachdem Roman Kreuziger (CZE/Saxo-Tinkoff) am Sonntag (14.04.13) beim Amstel Gold Race mit seinem Sieg für eine Überraschung sorgte, wollen die großen Favoriten am Mittwoch (17.04.13) Revanche nehmen. Kreuziger, der die Ardennen-Klassiker als wichtige Woche in der Saison bezeichnete, bekommt auch Konkurrenz aus dem eigenen Team. Mit Alberto Contador hat das Riis-Team ein weiteres Eisen im Feuer. Wie es um die Form des Spaniers steht, ist jedoch nicht ganz klar, schließlich hatte er sich bei der Baskenland-Rundfahrt erkältet.
Angriffslustig
Rechtzeitig fit geworden ist hingegen Philippe Gilbert (B/BMC). Der Sieger der Flèche Wallonne von 2011 musste sich beim Brabantse Pijl lediglich Peter Sagan (SVK/Cannondale) im Sprint geschlagen geben. Beim Amstel Gold Race zeigte sich Gilbert wieder angriffslustig, auch wenn sein Antritt zu spät kam. Während der Belgier den fünften Platz belegte, kam Sagan als 36. ins Ziel.
Nach dem erfolgreichen Saisonstart (Sieger von zwei Etappen der Tour of Oman, sowie Tirreno-Adriatico, einer Etappe der Trois jours de La Panne, des GP Città di Camaiore, des Klassikers Gent-Wevelgem und des Brabantse Pijl sowie zweite Plätze bei Mailand – San Remo und der Ronde van Vlaanderen) könnte dem Slowaken vielleicht die Frische fehlen, um eine Attacke in den steilen Passagen der „Mur de Huy“ (teilweise 19 Prozent Steigung) zu kontern.
Vor allem wenn Gilbert wie bei seinem Sieg 2011 schon 300 Meter vor dem Ziel zum entscheidenden Antritt ansetzt. Wenn Sagan im Vollbesitz seiner Kräfte ist, kann er unter Umständen im Hinterrad bleiben. Denn der giftige Anstieg ist mit 1,3 km nicht extrem lang und die steilen Passagen kommen erst nachdem die „Flamme rouge“ passiert wurde.
Es gibt aber auch noch andere Fahrer, die im Finale wohl ein Wörtchen mitreden wollen. Zum Beispiel hat die „Übermannschaft“ des vergangenen Jahres, Sky, mit Richie Porte (AUS) den Sieger von Paris-Nice und den Zweiten der Baskenland-Rundfahrt in ihren Reihen. Auch der Kolumbianer Sergio Henao hat mit seinem sechsten Platz beim Amstel bewiesen, dass er mit den Besten mithalten kann.
Einer, der unter normalen Umständen ebenfalls zum engeren Favoritenkreis zählen würde, ist Vorjahressieger Joaquin Rodriguez (ESP/Katusha). Nach seinem Sturz beim Amstel Gold Race klagte der Spanier jedoch über Knieprobleme. Dennoch wird er heute und am kommenden Sonntag (Liège-Bastogne-Liège) am Start sein, wie sein Team mitteilte.
Mit dem Ausgang des Rennens wird aller Voraussicht nach auch das luxemburgische RadioShack-Leopard-Team nichts zu tun haben. Zwar erhofft sich Sportdirektor Kim Andersen – der 1984, nach Bernard Hinault im Jahr zuvor, als Zweiter oben in Huy triumphieren konnte – ein besseres Abschneiden als beim Amstel (Hermans kam als bester RLT-Fahrer auf Rang 29). „Wir werden aus diesem Rennen unsere Lehren für die kommenden Aufgaben ziehen“, sagte Team-Manager Luca Guercilena am vergangenen Sonntag. Man wird bei RLT aber wieder ohne richtigen Leader an den Start gehen und abwarten, wer die besten Beine hat. Neben Andy Schleck, für den das Rennen ein weiterer Test für seinen Formaufbau ist, geht mit Laurent Didier ein zweiter Luxemburger an den Start.
„Same procedure as every year“
Der Dippacher hat bei der Baskenland-Rundfahrt eindrucksvoll seine Ausreißerqualitäten unter Beweis gestellt. Da er sich auch heute wohl nicht in den Dienst eines Kapitäns stellen muss, könnte er sein Glück in einer „échappée“ versuchen.
Bis zum letzten Anstieg der Mauer – die gleich dreimal bezwungen werden muss – hat das Fahrerfeld bereits 204 km in den Beinen.
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren wird der zweite Ardennen-Klassiker nicht in Charleroi starten, sondern in der für ihren Karneval berüchtigten Stadt Binche. Seit 2003 gehört der dortige Karneval mit seinen traditionellen „Gilles“ zum Unesco-Weltkulturerbe. Der neue Startort wird aber wohl nichts an der üblichen Rennsituation ändern. Zuletzt erreichten Igor Astarloa und Aitor Osa im Jahr 2003 als Duo die Mauer in Huy.
Üblicherweise erreicht eine große Gruppe mit sämtlichen Favoriten die „Mur de Huy“. Ab dann ist jeder auf sich alleine gestellt und eine Entscheidung fällt nicht selten erst auf den letzten 100 Metern.
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