Montag22. Dezember 2025

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«Hot Wings» aus dem Schmuggeltunnel

«Hot Wings» aus dem Schmuggeltunnel
(AFP)

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Eine findige palästinensische Firma hat eine Marktlücke gefunden: Unter Lebensgefahr bringen Kuriere Fastfood von Kentucky Fried Chicken in den Gazastreifen.

Die Bezeichung Fast Food trifft nicht wirklich zu – von der Bestellung bis zum Eintreffen einer Lieferung können schon mal vier Stunden vergehen – doch das Geschäft von Al-Yamama brummt: Da es im ägyptischen El Arish wie auch in Ramallah in der Westbank KFC-Filialen gibt und diese auch im TV werben, ist das Interesse an Chicken Wings & Co. in Gaza riesig. Khalil Efrangi, 31, Fast-Food-Betreiber sorgt dafür, dass die begehrte Ware den Weg über die Grenze findet.

«Die irregulären Umstände in Gaza schaffen irreguläre Bedürfnisse», so der Psychologieprofessor Fadel Abu Heen aus Gaza City gegenüber der New York Times. «Die Leute denken an alles, was gleich jenseits der Grenze ist – genau wie ein Gefangener, der sich nach allem jenseits der Gitterstäbe sehnt.» Denn legal über die Grenze dürfen nur wenige. Die Bewohner des Gazastreifens betrachten sich faktisch als Belagerte. Durch Tunnels lassen sie sich allerlei Konsumgüter vom iPad bis zum Luxusauto – in Teile zerlegt – ins Land schmuggeln.

Teuer und nicht eben frisch

So erweiterte Khalil Efrangi sein Business unlängst um eine neue Dienstleistung. Sobald er eine genügend grosse Bestellmenge beieinander hat, bestellt er das Essen bei KFC in El Arish. Ein Taxifahrer fährt die Ware zur Grenze, worauf Kuriere sie zur Tunnelmitte bringen. Dort nimmt sie ein zweiter Taxifahrer aus Gaza in Empfang und bringt sie zu al-Yamama, von wo aus Motorradkuriere die Leckereien ausliefern.

Dieser Service hat seinen Preis: Da der Aufwand sehr hoch und der Transport durch den Tunnel wegen möglicher israelischer Bombardements lebensgefährlich ist, kosten die Hot Wings oder Buckets bis zum Dreifachen des regulären Preises. Auch Kontrollen durch die Hamas gilt es zu vermeiden. Unlängst fluteten die ägyptischen Behörden die Tunnel gar mit Abwasser.

Zudem leidet die Qualität des KFC-Foods durch die lange Transportzeit. «Wir werfen eine Lieferung nach 30 Minuten fort», sagt Adeeb al-Bakri, der in der Westbank zwei KFC-Filialen betreibt. Doch das schreckt die Kunden von al-Yamama nicht ab: «Ich habe KFC in den USA und in Ägypten versucht und ich vermisse den Geschmack», so Kunde Ibrahim el-Ajla. Und fügt stolz an: «Trotz der Blockade hat es KFC bis zu mir nach Hause geschafft.»