Auf einmal ist in Melbourne alles anders. Bis Sonntag ging es bei den Australian Open eigentlich nur um die Frage, wer für Serena Williams im Endspiel als Sparringspartnerin fungieren darf. Zu groß war die Dominanz der Weltranglisten-Ersten, die bereits seit Jahren in anderen Tennis-Sphären schwebt. 25 Spiele in Serie hatte die Amerikanerin gewonnen, als sie den Centre Court in der Rod Laver Arena betrat. Das Stadion war voll, das Wetter gut – nichts deutete darauf hin, dass hier nun Außergewöhnliches passieren würde.
Doch 1:56 Stunden später war das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres auf einmal nicht mehr so, wie es zuvor war. Denn es war das geschehen, was niemand für möglich gehalten hatte: Serena Williams ist ausgeschieden. Gegen eine unfassbar gut aufspielende Ana Ivanovic verlor die 32-Jährige mit 6:4, 3:6, 3:6 und wird nun schon wieder in der Heimat sein, wenn am Ende der kommenden Woche zwei andere Spielerinnen die Siegerin von Melbourne unter sich ausspielen werden.
Zu viele Fehler
«Ich habe so viele Bälle verschlagen wie zuletzt in den Achtzigern», sagte die 1981 geborene, jüngere der beiden Williams-Schwestern. Das Rätsel für ihr gehemmtes Auftreten war schnell gelüftet. Ihr französischer Trainer und Lebenspartner Patrick Mouratoglou verbreitete bald die Nachricht, dass die 17-malige Grand-Slam-Turniersiegerin bereits seit einigen Tagen mit Schmerzen am Rücken zu kämpfen hat. Vor ihrem Drittrundenspiel gegen die Slowakin Daniela Hantuchova habe sie sogar ans Aufgeben gedacht.
Williams wollte die Verletzung aber nicht als Ausrede geltenlassen. «Riesenkompliment an Ana. Sie hat unglaublich gut gespielt. Sie kann in diesem Turnier weit kommen», sagte Williams im Stile eines Champions über die Serbin, die nach einigen schweren Jahren wieder zu der Form zurückfindet, die sie 2008 die French Open gewinnen und zur Nummer eins der Welt werden ließ.
Die Form stimmte bei beiden
Vor den Australian Open hatte Ivanovic bereits das Turnier in Auckland gewonnen. Auch Serena Williams hatte, bevor sie nach Melbourne kam, in Brisbane triumphiert und im Endspiel die Weltranglistenzweite Victoria Asarenka besiegt. Die Form stimmte, wer sollte die US-Diva also stoppen?
Dass es ausgerechnet Ivanovic sein würde, hatte niemand für möglich gehalten. Doch die 26-Jährige spielte ein fast perfektes Match. Ivanovic setzte ihre eigentlich übermächtige Gegnerin nimmermüde unter Druck, hämmerte Williams immer wieder ihre harte Vorhand um die Ohren. Es sei sicherlich einer der größten Erfolge ihrer Karriere gewesen, gestand der Publikumsliebling.
Serbin arbeitete hart
Viele Jahre wurde Serbin nur auf ihr Äußeres reduziert, doch seit der vergangenen Saison sorgt sie auch sportlich wieder für Schlagzeilen. «All die Rückschläge sind in diesen Momenten vergessen. Dafür arbeitet man so hart», sagte Ivanovic. Besonders bemerkenswert am Sonntag war, dass sie auch am Ende nicht nachließ und die Nerven behielt, als die große Sensation immer näher rückte. «Sie hat es richtig gut gemacht», lobte Williams.
Die Weltranglistenerste will nach ein paar Tagen Pause wieder trainieren. «Ich werde stärker zurückkommen», sagte die nach wie vor beste Spielerin der Welt. In Melbourne verhallte die Drohung erst einmal. Die Zuschauer feierten Ivanovic und freuen sich auf eine spannende zweite Turnierwoche. Denn seit Sonntag ist in Melbourne alles anders.
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