Sie sehen komisch aus, sie klingen anders, und keiner weiß, wie sie sich fahren: Die neuen Formel-1-Renner sorgen schon vor den ersten Kilometern der neuen Saison für jede Menge Gesprächsstoff. Mit den Testfahrten im spanischen Jérez wird eine neue Ära eingeläutet – und nicht wenige trauern bereits jetzt der guten alten Zeit hinterher. Wenn es am heutigen Dienstagmorgen wieder heißt: „Gentlemen start your engines“, werden nicht nur in der andalusischen Provinz Fans und Experten ganz genau die Ohren spitzen.
Zum ersten Mal werden dann die Turbo-Motoren der Formel 1 ihren neuen Sound verpassen. Die Königsklasse wird wohl weniger dumpf und grollend klingen, sondern deutlich höhere Töne anschlagen. Nicht jedem wird das gefallen. Rennautos müssten „schreien, laut sein, die Erde zum Beben bringen“ sagte Weltmeister Sebastian Vettel einmal über die Faszination der Geräuschkulisse bei einem Formel-1-Rennen.
Zusammen mit dem gewöhnungsbedürftigen neuen Look, der sich nach den Präsentationen der ersten Boliden abzeichnet, verändert die Formel 1 ihr Gesicht so radikal wie seit Jahren nicht mehr.
Personalkarussell
Dass kaum jemand darüber glücklich ist, dass in dieser Saison Ameisenbären (McLaren und Williams) gegen Gabelstapler (Lotus) und Staubsauger (Ferrari) um die Punkte fahren, dürfte den Regelhütern herzlich egal sein. Sie senkten die Maximalhöhe der Fahrzeugnasen von 55 auf 18,5 cm und machten damit den Weg frei für die eine oder andere Scheußlichkeit. Doch nicht nur Aussehen und Sound der Formel 1 sind neu, auch am Personalkarussell wurde kräftig gedreht. Dass Weltmeister Vettel nach dem Abgang von Mark Webber in Daniel Ricciardo wieder einen Australier an seiner Seite hat, war deutlich weniger spannend als die Rotationen im Verfolgerfeld. Ferrari macht endlich ernst mit der Vettel-Jagd und holte den einst vom Hof gejagten finnischen Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen zurück in die Arme der Scuderia. Zusammen mit Vizeweltmeister Fernando Alonso bildet der Iceman die vielleicht stärkste, aber auch explosivste Fahrerpaarung.
Mercedes trennte sich wie erwartet von Teamchef Ross Brawn und wird jetzt von Neuzugang Paddy Lowe und Motorsportchef Toto Wolff auf Kurs gebracht. Beim Lotus-Team, das in Jérez fehlt, weil der Gabelstapler E22 nicht rechtzeitig fertig wurde, verließ nach Räikkönen auch Teamchef Eric Boullier das zwar nicht sinkende, aber aufgrund der hohen Verbindlichkeiten von über 100 Millionen Euro doch leckgeschlagene Schiff. Teameigner Gerard Lopez hat für Bouillier übernommen.
Boullier könnte bei McLaren an Bord gehen, wo Ron Dennis wieder der starke Mann und Teamchef Martin Whitmarsh wohl Schnee von gestern ist. Noch aber hüllt sich der Traditionsrennstall, der 2013 kein einziges Mal aufs Podest gefahren war, in Schweigen. Auch Brawn ist ein Thema, zumal bekanntlich Honda ab 2015 Mercedes als Motorenlieferanten ablöst. Bis dahin dürften sich dann auch alle an die neue Formel 1 gewöhnt haben.
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