Mittwoch17. Dezember 2025

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Der Prozess droht zu scheitern

Der Prozess droht zu scheitern
(Tageblatt/Didier Sylvestre)

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Marcel Weydert, André Glodt und Armand Schockweiler rücken ins Visier der Justiz. Ermittlungen werden angestrebt. Sie gelten als mögliche Tatverdächtige. Dem Jahrhundertprozess droht jetzt das Aus.

Am Dienstag, der 121 Prozesstag, rückte die Staatsanwaltschaft gleich zu Anfang mit schweren juristischen Geschützen auf. Sie sieht in Ex-BMG-Mitglied Marcel Weydert, nach seinen Aussagen und seinem dubiosen Antwortschreiben an Marc Scheer, einen möglichen Tatverdächtigen im Zusammenhang mit der Anschlagsserie zwischen 1984 und 1986. Ein Untersuchungsrichter übernimmt jetzt den «Fall Weydert» und klopft alle Aussagen und Elemente juristisch ab.

Aber sie geht noch weiter. Auch gegen den ehemaligen Leiter des Mess- und Erkennungsdienstes André Glodt sowie gegen den früheren Sûreté-Chef Armand Schockweiler werden jetzt Ermittlungen angestrebt. Schockweiler steht unter anderem im Verdacht nach 1996 wichtige Beweismittel zum Anschlag in Hollerich aus dem Archiv verschwinden gelassen zu haben. Es könnten aber noch gegen weitere Zeugen ermittelt werden, heißt es aus Justizkreisen.

Szenarien

Kommt es zu einer Anklage, wird der eigentliche Bommeleeër-Prozess eingestellt. Bis dahin will das Gericht die Verhandlungen weiterführen und auf eine Entscheidung des zuständigen Untersuchungsrichters warten. «In der Theorie könnte der Prozess weiterlaufen,» sagt Generalstaatsanwalt Roby Biever am Dienstag. «Aber das Gericht befürchtet hier einen Widerspruch. Ein gerechter Prozess wäre dann nicht möglich,» unterstreicht er. Unter anderem, weil die Anwälte von Marc Scheer und Jos Wilmes keinen Zugang zu den Akten der möglichen Anklage gegen Weydert, Glodt und Schockweiler hätten. Biever spricht dabei von einer «Überlegung» der Richter.

Im schlimmsten Fall muss der Prozess neu aufgerollt werden. Und das kann Jahre dauern. Der Anwalt von Marc Scheer sagte dazu süffisant: «Wenn es soweit ist, werde ich nicht mehr leben». In einem neuen Prozess könnte theoretisch neben Marc Scheer und Jos Wilmes auch Marcel Weydert, André Glodt und Armand Schockweiler auf der Anklagebank sitzen. Das hängt allerdings von der Entscheidung des Gerichts ab, ob es zu einem oder zwei unterschiedlichen Prozessen kommt.

Schnelle Ermittlungen

Generalstaatsanwalt Biever wundert die Entscheidung von Dienstag nicht: «Ich habe immer gesagt, dass es in diesem Prozess zu Überraschungen kommen kann. Jetzt haben wir so einen Fall.» Er unterstreicht gleichzeitig: «Damit ist der Prozess nicht tot.» Der Generalstaatsanwalt äußert allerdings einen Wunsch: » Die Arbeit des Untersuchungsrichters müsse zügig laufen».