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«Canci», Sagan oder etwa Boonen?

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RADSPORT - Zwischen Brügge und Oudenaarde wird am Sonntag die 98. Auflage der "Ronde van Vlaanderen" ausgetragen. Topfavorit ist Fabian Cancellara, der letztes Jahr (2013) zum zweiten Mal nach 2010 gewann.

Des Schweizers Hauptgegner heißen Peter Sagan und Tom Boonen, Gewinner von 2005, 2006 und 2012. Am Start ist mit Jempy Drucker auch ein Luxemburger.

Flandern rüstet zum Feiern. Die „Ronde“, die vor 101 Jahren «erfunden» wurde (erste Austragung 1913), fährt wieder durchs Land, und das bedeutet für die Leute in diesem Teil Belgiens etwa so viel, wie wenn Ostern, Weihnachten und der Nationalfeiertag auf dasselbe Datum fallen würden.

Die Flaggen werden gehisst, die Häuser sind geschmückt, und das Volk zieht zu Hunderttausenden hinaus auf die Straßen, wo der Klassiker passiert. So wird es auch am Sonntag sein, wenn die Fahrer den «Groote Markt», den schönsten aller Startplätze überhaupt, erst einmal verlassen haben. Die «Ronde» sorgt für so viel Gesprächsstoff wie kein anderes belgisches Rennen. Und das, weil Veranstalter Walter Vandenhoute, der die Flandern-Rundfahrt vor fünf Jahren kaufte, im Vorfeld der 2012er Auflage an der Strecke fummelte und das frühere Grundgerüst mit u.a. der «Mur de Grammont» und dem Bosberg 16 und 12 Kilometer vor dem Ziel in die Geschichtsbücher verbannte.

Neuer Parcours

Stattdessen stampfte er einen neuen Parcours aus dem Boden, der in der Entscheidung eine Schleife über den Oude Kwaremont und den Paterberg vorsieht. Dazwischen wurde die Ersteigung des Koppenberg eingebaut, der nach dem tragischen Unfall von Jesper Skibby im Jahre 1987 (damals war der Däne vom Wagen des Rennleiters umgeworfen worden) bis 2002 aus dem Parcours verschwunden war. Entdecker des Koppenberg ist übrigens der zweifache Ronde-Sieger Walter Godefroot (1968, 1978). Er machte seinerzeit die Streckenplaner auf diese Schwierigkeit aufmerksam.

Die Änderungen mit dem Entfernen der legendären «Muur» stört die sogenannten «Puristen», erhielt aber die Zustimmung von anderen (wie beispielsweise Eddy Merckx), die meinten, dass Außenseiter (wie beispielsweise Nick Nuyens im Jahr 2011) seit jeher ihre Chancen hatten.

Insgesamt 17 Anstiege („hellingen“) und acht Pavé-Abschnitte („kasseien“) mit einem Total von rund 20 km stehen auf dem Menü der Fahrer. Die Veranstalter haben 25 Teams eingeladen. Das Feld besteht aus den 18 UCI-World-Tour-Mannschaften sowie sieben Zweitdivisionären, die eine Wildcard erhielten.

Jempy Drucker Teamleader bei Wanty – Groupe Gobert

Mit dabei ist auch die belgische Mannschaft Wanty Groupe Gobert mit dem Luxemburger Jempy Drucker als Leader («kopman», wie die Flamen sagen). Vor zwei Jahren musste Drucker wegen eines Schlüsselbeinbruchs drei Wochen vor der «Ronde» schweren Herzens auf sein Lieblingsrennen verzichten.

Letztes Jahr (2013) gab er wegen Rückenproblemen nach 150 km auf. Morgen kann Drucker (Startnummer 242) auf folgende Teamkollegen vertrauen: Laurens De Vreese (B/241), Jan Ghyselinck (B/243), Wesley Kreder (NL/244), Björn Leukemans (B/245), Mirko Selvaggi (I/246), James Vanlandschoot (B/247), Frederik Veuchelen (B/248).

Topfavorit ist für die meisten Beobachter Fabian Cancellara, der den Klassiker in den Jahren 2010 (Sieg), 2011 (3. Rang) und 2013 (Sieg) nach Strich und Faden dominierte. Rund 18 km blieben letztes Jahr zu fahren, vorne lagen mit einer halben Minute Vorsprung der Belgier Jürgen Roelandts und der Franzose Sébastien Hinault, als Fabian Cancellara im Anstieg des «Oude Kwaremont» zum Angriff blies. An des Schweizers Rad «klebte» der Slowake Peter Sagan. Er war der Einzige, der dem hohen Tempo zu folgen vermochte. Zwei Kilometer weiter, in der letzten Ersteigung des Paterberg, aber musste auch Sagan lockerlassen. Zuvor, am Fuße des «Berges», war Roelandts eingefangen worden.

Bei der Flandern-Rundfahrt klebte Cancellara auch schon mal das Pech am Sattel. 2009 musste er im Koppenberg wegen einer gebrochenen Kette passen. Vor zwei Jahren endete sein Angriff auf einen zweiten Erfolg in der Verpflegungszone vor dem Steenbeekdries. «Spartacus» blieb minutenlang am Boden liegen, ehe er mit einem vierfachen Bruch des rechten Schlüsselbeins in die Klinik transportiert wurde.

Nach dem «Out» Cancellaras war damals der Weg frei für Tom Boonen. Der Favorit aller Belgier ließ sich nicht bitten. Im Sprint einer Dreiergruppe setzte er sich auf souveräne Manier gegen seine Begleiter Filippo Pozzato und Alessandro Ballan durch. Boonen gewann damit zum dritten Mal nach 2005 und 2006 die «Ronde» und zog gleich mit den bisherigen Dreifachsiegern Achile Buysse, Fiorenzo Magni, Eric Leman und Johan Museeuw.

Letztes Jahr (2013) schied Boonen durch Sturz aus. Für Sonntag verspricht er Revanche und peilt einen vierten Erfolg an. Dafür aber müssen zuerst Cancellara und Peter Sagan, der Gewinner des E3-Preises von Harelbeke, besiegt werden. Für Spannung ist jedenfalls gesorgt.

Damenrennen

Im Damenrennen geht es um die Nachfolge von Marianne Vos. Hier ist mit Christine Majerus (Startnummer 24) auch eine Luxemburger Fahrerin mit dabei. Letztes Jahr klassierte sich Majerus an ausgezeichneter 11. Stelle.