Damit hätte wohl keiner gerechnet: Laurent Didier, der noch am Dienstag von seinem Team mitgeteilt bekam, dass er nicht mit zur Tour de France fahren wird, hat seine gute Form mit dem Meistertitel im Kampf gegen die Uhr erneut unter Beweis gestellt. Dabei geht der Dippacher die Zeitfahren sonst eher gemütlich an. Am Donnerstag hat er gezeigt, dass er auch diese Disziplin beherrscht. „Es ist nicht das erste Zeitfahren, das ich gewinne“, schmunzelte Didier nach der Zielankunft. „Bereits als Espoir konnte ich mich einmal durchsetzen, das war auch hier in Mamer, doch der Parcours war etwas anders.“
Favoritensiege
In den weiteren Kategorien gab es keine Überraschungen. Bei den Damen siegte Christine Majerus (Boels Dolmans) vor Chantal Hoffmann (Lotto). Bei den Juniorinnen setzte sich Lara Carier durch, während Tom Wirtgen seinen Titel bei den Junioren verteidigen konnte.
Bei der Elite ohne Vertrag kam es zu Verwirrung: Sofort nach dem Rennen wurde minutenlang Christian Poos als Sieger verkündet, bevor den Organisatoren auffiel, dass es doch Ralph Diseviscourt war, der die schnellste Zeit hingelegt hatte. Bei den Masters bekam Pascal Triebel das Meistertrikot überreicht.
Man könnte annehmen, dass Didier mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch auf den Parcours ging, nachdem das Management von Trek Factory Racing ihn nicht für die Tour de France berücksichtigt hatte. Doch dem scheint nicht so. „Natürlich war ich enttäuscht, als man mir mitteilte, dass ich zu Hause bleiben würde, aber das Thema Tour habe ich bereits abgehakt. Das Team geht mit einer gewissen Vorstellung ins Rennen, bei der ich keine Rolle spiele“, so Didier. „Aber es kommen noch viele andere Herausforderungen.“
Hochzeit im August
Didier, der im August heiraten wird, war aber selbst über seinen Sieg am Donnerstag in Mamer überrascht. „Ich hatte nicht damit gerechnet, Bob zu schlagen. Aber ich wusste auch, dass meine Form stimmt. Wenn ich bei einer Rundfahrt ein Zeitfahren bestreite, dann fahre ich nie ‚à bloc‘, im Gegensatz zu heute. Ich habe mich auf mein Rennen konzentriert und alles gegeben“, so der 29-Jährige.
Der große Favorit, Bob Jungels, hatte dagegen nicht seinen besten Tag erwischt, auch wenn er nach einer von zwei Runden noch 5 Sekunden Vorsprung auf Didier hatte. „Ich habe bereits von Beginn an gemerkt, dass ich nicht die besten Beine hatte“, so der Drittplatzierte des Zeitfahrens beim Critérium du Dauphiné. „Es war ein sehr technischer Parcours, und es war schwer, mit all den Kurven einen Rhythmus zu finden.“
Dritter wurde der Ag2r-Profi Ben Gastauer (37 Sekunden hinter Didier), der nur eine Minute vor Jungels gestartet ist. „Ich rechnete eigentlich damit, dass er mich einholen würde. Der Schifflinger steht vor seiner ersten Tour-Teilnahme, ist aber dennoch voll gefahren. „Man geht eine Woche vor der Tour natürlich keine unnötigen Risiken in den Kurven ein, aber ansonsten bin ich schon voll gefahren.“
Bei den Espoirs
Bei den Espoirs gab es dagegen einen Favoritensieg durch Alex Kirsch (Leopard). „Es war keine angenehme Strecke, man fand einfach keinen Rhythmus. Aber ich bin froh, dass ich mein Ziel erreicht habe und auch im Vergleich mit den Profis mithalten konnte.“ Denn wäre Kirsch in der Kategorie der Profis gewertet worden, hätte er es immer noch auf Platz drei geschafft.
„Ich muss aber sagen, dass ich nicht mehr in der besten Form bin. Den Höhepunkt hatte ich bei der Flèche du Sud und der Tour de Luxembourg erreicht. Jetzt, drei Wochen später, spüre ich aber eine gewisse Müdigkeit und bin eigentlich immer einen Gang zu leicht gefahren, weil mir die Kraft fehlte. Am Sonntag reiße ich mich noch einmal zusammen und dann geht es am Montag ab in den Urlaub.“
Anschließend wird sich Kirsch auf die Tour de l’Avenir und die WM konzentrieren. Hinter Kirsch kam Luc Turchi (Tooltime Préizerdaul) auf Platz zwei, das Podium komplettierte Kevin Feiereisen (Leopard).
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