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«Lehrpersonal den Rücken stärken»

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LUXEMBURG - Eine Woche nach der ersten Schulrentrée unter Erziehungsminister Claude Meisch hat die Lehrergewerkschaft SEW-OGBL Stellung bezogen.

In einer am Montag einberufenen Pressekonferenz wurde dem DP-Politiker vor allem ein Mangel an Unterstützungund konkreten Vorschlägen vorgeworfen.

Zentrale Kritikpunkte des SEW

– Komplizierte Situation der Mehrsprachigkeit nicht gelöst
– Zu viele Grundschüler werden ins „Modulaire“ orientiert
– Schulen sollen die Schuld für eine verfehlte Politik der Regierung bekommen
– Unberechtigter Vorwurf einer mangelhaften Ausbildung des Lehrpersonals
– Politik der Regierung nicht transparent genug
– Kaum Dialog zwischen der Regierung und dem SEW
– Mangelhafte schulische und berufliche Orientierung für die Schüler

Der Lehrergewerkschaft liegt die Mehrsprachigkeit Luxemburgs besonders am Herzen. Patrick Arendt, Präsident des SEW-OGBL, sieht die Mehrsprachigkeit als «große Herausforderung für das Schulsystem und die Gesellschaft». Zentrale Fragen wie die nach der Rolle der drei administrativen Sprachen des Großherzogtums – Deutsch, Französisch und Luxemburgisch – müssen laut Arendt innerhalb der ganzen Gesellschaft diskutiert werden. Hier sei es vor allem Aufgabe der Politik, einen nationalen Dialog anzustoßen. Der Erziehungsminister muss dem Präsidenten des SEW zufolge vor diesem Hintergrund auch «deutlich Stellung zu der Bedeutung des Luxemburgischen und des Englischen in der Grundschule» beziehen, denn es müsse vermieden werden, dass «die Sprachen nur als Kommunikationsmittel angesehen werden und ihre kulturelle Rolle verlieren». Arendt sagte, es sei von großer Wichtigkeit, die Problematik der Mehrsprachigkeit ernst zu nehmen und Lösungen zu finden, «damit die Privatschulen nicht an Zulauf gewinnen». Vor diesem Hintergrund sei es bedeutend, «dem Lehrpersonal den Rücken zu stärken», um zusammen an Lösungen zu arbeiten.

Der Vorschlag Claude Meischs, in den Kinderhorten eine bilinguale Erziehung einzuführen, ist laut Arendt zwar prinzipiell nicht falsch, aber «wie so viele Vorschläge von Claude Meisch nur sehr schwer umsetzbar und fern von der konkreten Realität», da viele Kinderhorte in Privatbesitz seien. Die von Claude Meisch vorgeschlagene Autonomie für die Schulen wird vom SEW ebenfalls stark kritisiert. Diese schlage der Erziehungsminister nur vor, um «die Verantwortung an die Schulen weiterzugeben», meinte Arendt. Letztlich sei dann nicht der Minister, sondern allein das Lehrpersonal für negative Entwicklungen schuld, was das SEW nicht akzeptieren will.

Gescheiterte Schulreform

Viel zu oft sei das Lehrpersonal der Sündenbock für schlechte Ergebnisse in der Schule. Arendt zufolge ist die schwierige Situation in der Grundschule allerdings einer schlechten Schulpolitik der verschiedenen Minister, und nicht einer schlechten Ausbildung der Lehrer, geschuldet. Aus diesem Grund seien neue Praktika für das Lehrpersonal «nicht unbedingt nötig». Wobei man prinzipiell kein Problem mit beruflicher Weiterbildung habe, solange diese zusammen mit dem Lehrpersonal ausgearbeitet werde.

Der SEW-Gewerkschafter Jules Barthel beklagte sich über die Situation im Bereich der Sekundarschule. Auch hier habe der sogenannte «Kompetenzunterricht» die Arbeit des Lehrpersonals unnötig erschwert, da diese Form des Unterrichts auf Sekundarniveau in vielen Bereichen unnütz sei. Barthel fordert nicht nur deswegen, das Projekt der «Lycees-Reform» komplett zurückzuziehen, um nochmals in aller Ruhe Ziele und Mittel neu zu definieren.

Generell müsse man, so Patrick Arendt, fünf Jahre nach der von der ehemaligen Ministerin für Erziehung Mady Delvaux initiierten Schulreform feststellen, dass diese «nicht gegriffen hat». Dies äußere sich auch in einer besonders hohen Orientierung von Grundschülern ins «Modulaire» (17 Prozent). Schuld an der kränkelnden Schulreform sind laut SEW vor allem «zu viele administrative Aufgaben für das Lehrpersonal und ein nicht umsetzbarer Kompetenzunterricht».

Letztlich ist es dem SEW zufolge wichtig, dass sich die Politik hinter das Lehrpersonal stellt, um ein neues positives Image zu vermitteln. Von Claude Meisch wird demzufolge noch einiges erwartet.