Dienstag30. Dezember 2025

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Psychologie dominiert die Märkte

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Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller war am Mittwochabend Gastredner bei der von der BIL organisierten Konferenz "Repères." Rund 800 Gäste waren ins Hémicycle auf Kirchberg gekommen.

Zuvor stellte sich der Preisträger aus dem Jahr 2013 einem Gespräch mit Luxemburger Journalisten.

Für Menschen, die an den Finanzmärkten arbeiten, ist der Name Robert Shiller ein Begriff. Er war einer der wenigen, die sowohl das Platzen der Internet-Blase als auch der US-Immobilienblase vorhergesagt hatten. Demnach wird er oft gefragt, welche Finanzblasen künftig platzen werden.

«Vor einigen Tagen, als die Aktienkurse weltweit einbrachen, dachte ich, es wäre nun wieder so weit», erzählte Shiller am Mittwoch in den Räumlichkeiten der BIL. Doch nach den Aufwärtsbewegungen der letzten Tage «beträgt die Baisse nur noch vier Prozent». Optimismus versprüht er dennoch nicht: «Ich glaube, dass ein Börsenkrach weiterhin eine Möglichkeit ist. Ich weiß es aber nicht.»

Weltweit sei die Angst an die Märkte zurückgekehrt, so der Professor der US-Universität Yale weiter. «Ich höre vermehrt Schlagwörter wie: Überbewertet, Konjunktureinbruch, Deflation.» Es gebe zwar keine Beweise, dass beispielsweise Europa dem japanischen Beispiel nach nun in die Deflation falle – aber Gedanken seien wie ein Virus, so Shiller. Sie verbreiten sich.

Im Gegensatz zu der Mehrheit der Ökonomen basiert sich Shiller bei seinen Thesen nicht auf Mathematik und statistische Modelle. Er ist Mitbegründer der sogenannten «Behavioral Finance», wo Gefühle, Reaktionen und menschliche Überlegungen eine Hauptrolle spielen.

«Die Angst ist zurück»

«Ökonomen lieben statistische Modelle», so der Nobelpreisträger. Bloß seien sie nur sehr selten passend. «Jede Situation ist immer neu. In jedem Jahrhundert denken die Menschen anders. Wenn etwas in der Welt passiert, beginnen sie, ihre Denkweise zu verändern», so Schiller. «Das erschwert eine Analyse der Situation.» Aber, Menschlichkeit passe nun mal nicht in eine mathematische Formel. Was wäre die Welt einfach, wenn sich alles allein durch das Handeln von Zentralbanken erklären ließe.

Die Wirtschaft sei nun mal keine wahre Wissenschaft – wie etwa die Physik, so der Nobelpreisträger weiter. Experten, die sich über die Entwicklung der Märkte äußerten, seien keine «Doktoren der Medizin». Marktspezialisten erklärten beispielsweise, dass steigende Kurse mit steigenden Gewinnen zu erklären seien. Falls diese steigenden Gewinne aber mittels Kostensenkungen erwirtschaftet wurden, «dann bin ich nicht sicher, wie nachhaltig das ist».

Auch könne man in der Wirtschaft nicht Experimente durchführen, wie etwa in der Physik. «Die Situation verändert sich konstant.»

Skepsis

Es sei demnach verständlich, dass die Kurs-Verdreifachung von US-Aktien zwischen 2009 und 2012 Skepsis bei den Menschen auslöse. Der Markt an sich sei trotzdem stabil geblieben. Und trotz der möglichen Verwundbarkeit halte auch er selber weiterhin Aktien. Mit Aktien sei derweil noch ein bisschen Rendite zu erwirtschaften – auf dem Anleihemarkt gebe es kaum etwas zu holen. «Vielleicht müssen wir uns auf Jahrzehnte mit mageren Renditen vorbereiten.» Ob es aber zu einem Krach kommen wird, «weiß ich wirklich nicht», unterstrich er erneut.

Von Investitionen in Gold oder in Immobilien hält Shiller nicht besonders viel. «Viele denken, dort wäre ihr Geld gut investiert. Aber ein großes Haus bauen, hilft der Volkswirtschaft nicht weiter. Besser ist es, sein Geld in risikoreichere Bereiche zu stecken», so Shiller. «So kann man die Gesellschaft mit verändern. Ich denke wie ein Idealist.»

Dass es in der Wirtschaft mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu Krachs kommt, sei jedoch kein Problem. «Momentane Rückschläge sind Teil des Fortschritts. Und da wir Fortschritt wollen, müssen wir Risiken in Kauf nehmen. Sonst wird nichts Neues entwickelt werden».