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Die Vergangenheit bewältigen

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"Wie stand die Exilregierung zwischen 1939 und 1945 der Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung gegenüber?"

Dazu sprach der belgische Historiker Thierry Grosbois auf Einladung des Jüdischen Konsistoriums, des «Comité Auschwitz» und der Vereinigung «MémoShoah».

Großes Interesse

Als er vor zwei Jahren die Liste der jüdischen Schulkinder veröffentlichte, die luxemburgische Beamte nach dem Kriegsausbruch im Auftrag der deutschen Besatzer zusammengestellt hatten, löste Denis Scuto einen wahren Sturm aus. Seither mehren sich die Konferenzen der Historiker, die sich damit auseinandersetzen. Das Interesse ist groß.

Der belgische Historiker und Theologe Thierry Grosbois, der an der Uni Luxemburg europäische Politik lehrt, hat sich intensiv mit der Haltung der luxemburgischen Exilregierung im Zweiten Weltkrieg beschäftigt.

Vor einem Publikum, in dem viele Spezialisten der jüngeren Luxemburger Geschichte saßen, erinnerte er zuerst an die zunehmend härtere antijüdische Haltung der deutschen Regierung, die die Juden ins Exil zwang.

Ihre Wunschziele waren die Vereinigten Staaten, Palästina, Großbritannien, die Schweiz, Australien, die südamerikanischen Länder oder Kanada. Einreisegenehmigungen waren jedoch schwer zu bekommen, die meisten Regierungen widersetzten sich einer massiven Einreise der Flüchtlinge aus den vom Naziregime besetzten Ländern. Die USA haben in gewissen Jahren noch nicht einmal die selbst festgesetzten Quoten erreicht, so der Historiker. Selbst auf massiven Druck reagierte Roosevelt äußerst zögerlich – und zu spät.

Engagierte Fluchthelfer

Sehr früh schon gab es in Luxemburg engagierte Fluchthelfer , meist Politiker aus dem Umfeld der Sozialisten wie Victor Bodson, Jean Fohrmann, Pierre Krier oder René Blum, die sich für die Verfolgten einsetzten – anders als das konservative katholische Milieu, das vor dem Krieg antijüdisch war.

Ausführlich referierte der Historiker über die Rolle des amerikanischen Geschäftsträgers in Luxemburg George Platt-Waller, der immer wieder Druck auf seine Regierung machte, oder des luxemburgischen Honorarkonsuls in Marseille, Antoine Funck, der viele aus Luxemburg geflüchtete Österreicher und Deutsche mit Luxemburger Pässen versorgte.

Genauso interessant ist auch Albert Nussbaum, der Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Lissabon war und Hunderten von Juden das Leben gerettet hat, bevor er im Januar 1942 selbst nach Santo Domingo ausgewiesen wurde.

Gedanken- und Wissensaustausch

Erfolglos war Joseph Bech bei den USA, Brasilien, Großbritannien und via Belgien für Belgisch-Kongo um Einreisegenehmigungen für jeweils 500 jüdische Bürger vorstellig geworden.

In seiner rund einstündigen Konferenz hat Thierry Grosbois viele Themen angesprochen und für einen angeregten Gedanken- und Wissensaustausch gesorgt. Damit hat er nicht zuletzt gezeigt, dass den Historikern, die bislang vorwiegend Fragen des Widerstandes und der Zwangsrekrutierung aufgearbeitet haben, so schnell die Arbeit noch nicht ausgehen wird.