Montag29. Dezember 2025

Demaart Zu Demaart

Headlines

Naturgewalten und die innere Welt

Naturgewalten und die innere Welt

Jetzt weiterlesen !

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Oder schließen Sie ein Abo ab.

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

"Paradise lost, the mirror et couronne de fer" heißt die neue Ausstellung von Claire Weides-Coos. Heute Abend ist Vernissage. Wir besuchten die Künstlerin während der Vorbereitungen.

Farben und Stimmungen stehen im Vordergrund von Claire Weides’ Schaffen. Sie sei besonders von Naturgewalten inspiriert. So begegnet dem Besucher z.B. in der Reihe «couronne de fer» die ganze Palette von Naturphänomenen wie Feuer, Wind, Meer und natürlich der römische Meeresgott Neptun, der – wie alle Werke dieser Reihe – mit ein paar Strichen anhand eines Chinapinsels aufgetragen wurde.

Info

«paradise lost, the mirror et couronne de fer»
Wo?

im Pavillon du Centenaire in Esch-sur-Alzette/ArcelorMittal Nonnewisen, bd. Grande-Duchesse Charlotte, Esch/Alzette (Parkplätze gegenüber).

Wann?
Ab Freitag, 5. Dezember, bis Sonntag, 21 Dezember 2014, dienstags bis sonntags von 15.00 bis 18.00 Uhr.

Vernissage:
Am Donnerstagabend (04.12.14) um 18.30 Uhr.

Bei «Fiamma della passione» oder «Catarina» (der Name eines zerstörerischen Zyklons) etwa scheint die Farbe mit einer Intensität auf den Acryl-Hintergrund geworfen, als sollte der Akt des Malens die Naturgewalt darstellen. Dunkle Töne überwiegen bei den Bildern. «Naturgewalten haben keine helle Farben», sagt die Künstlerin.

Lichtblick

Ein Lichtblick – ein Bild mit einer positiven Ausstrahlung – ist «secret island», die geheime Insel, wohin man sich zurückziehen kann. Ein Schlüsselbild, vereint es doch all das, was die Künstlerin auszudrücken versucht. Jeder hat seine Insel, sein Glück, betont sie. Die Dinge, Empfindungen, die sie ausdrückt, hätten zwar für sie eine Bedeutung, ob das auch für andere Betrachter der Fall sei, stehe in den Sternen.

Als Titelbild für diesen Teil der Ausstellung wählte die Künstlerin «couronne de fer» in einem Rot, das an die Minette-Erde erinnert. Schließlich sind wir in Esch. Fenster zur Welt seien die Bilder, heißt es in der Beschreibung der Ausstellung. Präziser wäre wohl, zu ihrer Welt, in zweiter Hinsicht erst jener des Betrachters, erinnern doch einige Bilder an den Rorschachtest der Psychologie, ohne die dort angewandte Symmetrie. Es sind Spiegel der – oder Fenster zur – Seele des Betrachters, wenn er sich denn darauf einlässt.

Ein anderer Teil der Ausstellung – Claire Weides selbst spricht von Kapiteln – ist die «Spiegel-Sequenz». Dreizehn monochrome Acrylbilder, in fünf bis zehn Schichten aufgetragen, umrandet von einem Gemisch aus Acryl und Sand, bilden das Kapitel «the mirror».

Spiegelbild

«Eine strenge Abstraktion in dreizehn Bilder», sagt die Malerin hierzu. Da jeder in einem Spiegel sein Spiegelbild sieht, soll jeder entscheiden, welcher von den dreizehn Spiegel ihm am meisten liegt, welche Farbe seinen Seelenzustand am besten widerspiegelt. Einer der Spiegel ist gebrochen; eine Spinne befindet sich in seiner Mitte: «lucky mirror» nennt ihn Weides. Scherben bringen bekanntlich Glück.

«Paradise lost» (verlorenes Paradies) ist der dritte Teil der Ausstellung, eine insgesamt bedrückende Begegnung mit den dunklen Seiten des Lebens. Ging es vorher noch um die Idylle einer geheimen Insel, scheint das Paradies hier verloren. Geometrische Abstraktion versucht, die dunklen Seiten der Existenz zu veranschaulichen, dunkle Streifen, blau und schwarz beim Titelbild, rot und schwarz beim Bild «Back to Hell». Zurück zur Hölle. Zurück? Etwa, weil wir die Hölle schon kennen? Laut Sartre sind das ja die anderen. Und Rot und Schwarz sind die Farben des Anarchismus, ein Symbol, das die Künstlerin von sich weist. Doch ist die Anarchie nicht auch die Freiheit des Künstlers? Aber es gibt auch Lichtblicke, wie etwa «La luce delle speranza», ganz in Weiß. Es gibt also Hoffnung.