Er wollte wie so oft mit Freunden und Familie Silvester und seinen Geburtstag feiern. Ein paar schöne Tage im Schnee. Doch ein Sturz im Skigebiet oberhalb von Méribel veränderte das Leben von Michael Schumacher und seinen Liebsten auf dramatische Weise. Selbst ein Jahr nach seinem Unfall am 29. Dezember 2013 ist ungewiss, wie Schumachers Weg zurück in ein halbwegs normales Leben enden wird. «Einen seriösen Ausblick könnte ich nie geben», betonte Schumachers Managerin Sabine Kehm Ende November: «Das ist einfach nicht möglich in dieser Situation.»
Bei dem Sturz war Schumacher mit dem Kopf auf einen Felsen geprallt. Er schwebte tagelang in Lebensgefahr, lag monatelang im künstlichen Koma. Sein Helm war bei dem Aufschlag kaputtgegangen. Spätestens am ersten Morgen nach seiner Einlieferung in die Uniklinik von Grenoble wurde das Ausmaß seiner Verletzungen klar. Die Gesichter der Ärzte sprachen Bände. Schumachers Zustand sei «außerordentlich ernst». Er habe weit verbreitete Verletzungen im Gehirn.
Weltweite Betroffenheit
Der Kampf einer der größten Sportler auf dem Planeten löste weltweit Betroffenheit aus. Auch die deutsche Regierungschefin Angela Merkel nahm am Schicksal des siebenmaligen Weltmeisters Anteil. «Wie Millionen von Deutschen waren auch die Bundeskanzlerin und die Mitglieder der Bundesregierung außerordentlich bestürzt, als sie von Michael Schumachers schwerem Skiunfall erfahren haben», erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.
Weltweit wurde teilweise das laufende TV-Programm unterbrochen. Vor der Klinik in Grenoble herrschte Ausnahmezustand. Schumachers Unfall wurde zum medialen Großereignis. Nach gut einer Woche forderte seine Ehefrau Corinna die Medien sogar schriftlich auf, die Familie und vor allem auch die Ärzte in Ruhe zu lassen, damit sie ihre Arbeit machen könnten. Schließlich kämpfte ihr Mann auf der Intensivstation auch Tage nach seinem 45. Geburtstag am 3. Januar immer noch ums Überleben.
Bei den Testfahrten zur neuen Formel-1-Saison zeigten sich Schumachers ehemalige Kollegen geschockt. «Man betet, man wünscht, man hofft, dass das Wunder passiert und dass der Gleiche aufwacht, so wie er vorher war», sagte Sebastian Vettel Ende Januar.
Rund zehneinhalb Monate später hielt der viermalige Weltmeister bei der Verleihung des Millennium-Bambis für Schumacher eine bewegende Laudatio auf sein Kindheitsidol – vor allem aber auch auf einen guten Freund. «Diese Freundschaft ist es, die mich heute Abend so glücklich und stolz macht, aber gleichzeitig auch ein bisschen traurig sein lässt. So sehr hätte ich mir gewünscht, dir diesen Ehrenpreis heute Abend persönlich zu überreichen.» Vettels Augen zeigten, wie bewegt der 27-Jährige in diesem Moment war.
Fan-Briefe
Noch immer schreiben Fans Briefe, schicken Genesungswünsche via Twitter oder Facebook. Und noch immer ist die Formel 1 in Gedanken bei dem 91-maligen Grand-Prix-Gewinner. Als Lewis Hamilton in Abu Dhabi den Fahrertitel für Mercedes holte, betonte Daimler-Chef Dieter Zetsche mit Blick auf die famose Saison der Silberpfeile: «Wir dürfen auch nicht vergessen, was Michael dazu beigetragen hat.» Drei Jahre, von 2010 an, war Schumacher für den deutschen Autobauer gefahren.
Bei seinem schwersten Unfall im Rennauto zog er sich 1999 in Silverstone einen Schien- und Wadenbeinbruch zu.
Ob Schumacher jemals wieder an einer Formel-1-Strecke sein kann, erscheint derzeit fraglich. Die Monate im künstlichen Koma bis zur guten Nachricht am 16. Juni dürften bei dem einstigen Modellathleten auch körperlich Spuren hinterlassen haben. Bilder oder Aussagen von ihm gibt es seit dem folgenreichen Sturz nicht.
«Fast alle» seiner Sponsoren sind ihm aber bis jetzt treu geblieben, bestätigte Managerin Kehm der dpa. «Unser Konzept war immer eine Zusammenarbeit auf partnerschaftlicher, freundschaftlicher und persönlicher Basis. Diese Verbundenheit bewährt sich jetzt», sagte sie.
Nur die engsten Beteiligten wissen über Schumachers Zustand Bescheid. Details wurden und werden nicht bekannt gegeben, hatte die Familie von Beginn an klargestellt. Seit September ist Schumacher wieder zu Hause und setzt dort seine Genesung fort. «Aber es liegt weiterhin ein langer und harter Weg vor ihm», hat Kehm schon mehrfach betont.
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