Samstag27. Dezember 2025

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Unterhaltungsshows für alle Altersgruppen stehen seit fünf Jahren in Folge zum Jahresende auf dem Programm des Grand Théâtre, und das mit großem Erfolg.

Dieses Mal wurde der «Cirque Eloize» eingeladen, der eine außergewöhnliche, sehr moderne Zirkusaufführung präsentierte, in der Elemente aus Akrobatik, Tanz und Theater miteinander eine sehr poetische Verbindung eingehen. «Cirkopolis» ist die neunte Show des 1993 in Kanada gegründeten Zirkus unter der artistischen Leitung ihres Gründers Jeannot Painchaud und des renommierten Choreografen Dave St-Pierre. Das Publikum war begeistert und feierte die Künstler mit stehenden Ovationen.

Weitere Vorstellungen

• Freitag, 2. Januar, um 20 Uhr
• Samstag, 3. Januar, um 20 Uhr
• Vereinzelt sind noch Karten zu haben

Informationen und Tickets
www.lestheatres.lu
www.luxembourgticket.lu

«Cirkopolis» erzählt die Geschichte eines kleinen Angestellten, der sich aus seiner eintönigen Arbeitswelt wegträumt in eine menschlichere, buntere Welt. Jeannot Painchaud hat sich dafür von den Filmen «Metropolis» und «Brazil» inspirieren lassen. Die meist in Schwarz-Weiß gehaltenen Videoprojektionen, die Fabrikhallen oder Bahnhöfe zeigen, Stahlträger und ineinandergreifende Zahnräder, lassen auf der Bühne, wie in den Filmen, ein Gefühl von Bedrohung, Einsamkeit und grauer Monotonie entstehen.

Held mit Schlapphut

Dennoch ist es keine traurige Geschichte, die «Cirkopolis» erzählt. Aus den Menschen, die in Schlapphut und Mantel im Stechschritt aneinander vorbeihasten, werden in der Vorstellung unseres tragisch-komischen Helden Tänzer, und aus den Tänzern werden Akrobaten. Traditionell setzt der «Cirque Eloize» auf multitalentierte Artisten und Tänzer, die in den unterschiedlichsten Rollen das Programm bestreiten. Sie sind zugleich Schauspieler und Tänzer, aber auch großartige Akrobaten, die die klassischen Zirkuskunststücke vollendet beherrschen.

Dynamische Bodenakrobatik wechselt sich ab mit eher ruhigeren Elementen, wie dem Cyr-Reifen, mit dem eine Artistin in einem weinroten Kleid ein romantisches Duett eingeht, von dessen scheinbarer Leichtigkeit man einfach fasziniert sein muss. Eine ganze Gruppe von Artisten verbindet Tanz und Akrobatik mit Kunststücken am Rhönrad, und die gesamte Truppe steht für eine rasante Nummer als Jongleure auf der Bühne.

Nummern mit Schleuderbrett und Strapaten fehlen ebenso wenig wie Salti, Schrauben und andere Bewegungskunststücke, lose zusammengehalten von der Geschichte unseres Helden, der sich in seinen Tagträumen die Welt genauso rasant, spannend, bunt und vielfältig wünscht und sich auch gerne mal selbst in Szene setzt. Das kann sehr komisch sein, wenn er sich zum Beispiel an Kraftübungen versucht – und natürlich grandios scheitert –, aber auch wunderbar melancholisch, wenn er ein an einem Kleiderständer hängendes Frauenkleid umgarnt wie eine lebendige Frau. Als echter Clown beherrscht er sein Handwerk, nur mit Mimik und Gestik kann er sein Publikum zum Staunen, Lachen und Weinen bringen und gibt sich nie der Lächerlichkeit preis.

Am Ende der Geschichte ist unser Held wieder in der realen Welt angekommen. Seine Arbeit ist so monoton wie immer, doch es hat sich etwas verändert. Die Protagonisten seiner Tagträume nehmen seine Unterlagen und lassen sie davonfliegen. Mit «Cirkopolis» ist dem «Cirque Eloize» und seinem Choreografen ein tolles Theater-Tanz-Varieté gelungen, das traditionelle Zirkusnummern in ein neues Gewand kleidet und auch dank der musikalischen Begleitung eine besondere Atmosphäre auf der Bühne entstehen lässt. Theater, Tanz und Akrobatik verbinden sich zu einer wunderbaren Geschichte, die, ohne trivial zu sein, mit viel zirkus-typischem Clownshumor und Melancholie erzählt wird.