Seit der Einführung des derzeitigen Meisterschafts- Spielmodus gab es in der Coupe de Luxembourg noch nie ein Halbfinale, wo sich in dem einen Spiel zwei für die Titelgruppe qualifizierte Mannschaften gegenüberstehen und in dem anderen zwei in die Abstiegsgruppe verurteilte Teams. Demnach steht bereits fest, dass je ein im Titelrennen und ein im Abstiegskampf involviertes Team das Pokalfinale bestreiten werden.
Unumstritten dürfte sein, dass die Amicale Steinsel als der Topfavorit auf den Pott bezeichnet werden muss. Zu Saisonbeginn machte man auch kein Hehl aus der Ambition, nach einer Durststrecke von 34 Jahren endlich wieder eine Trophäe ins Erdbeerdorf zu holen, zuletzt 1981 als Meister.
Alles im Soll
Bis jetzt liegt die Truppe voll im Soll. In der Abschlusstabelle des ersten Meisterschaftsteils belegt sie punktgleich mit dem T71 die Spitzenposition, mit nur einer Niederlage im Auswärtsspiel in Düdelingen auf dem Konto. Eben dieser T71, der einen vierten Pokalsieg in Serie anvisierte, ist diesmal aus dem Geschäft. Überraschend sprang er im Achtelfinale bei den Musel Pikes über die Klinge, die ihrerseits danach aber auswärts in Ettelbrück ausschieden.
In den beiden letzten Auflagen machte der T71 der Amicale stets einen Strich durch die Rechnung, wobei den Steinselern das Verletzungspech sozusagen an den Sohlen klebte. So geschehen im letzten Jahr, als mit Picard einer der unbestrittenen Leistungsträger sich kurz vor dem Halbfinale gegen den T71 im Abschlusstraining eine komplizierte Fingerverletzung zuzog, so ebenfalls geschehen ein Jahr davor, als man im Endspiel wegen einer Verletzung auf eine der zwei ausländischen Arbeitskräfte verzichten musste und gegen den T71 mit 77:92 unterlag.
In der aktuellen Saison hat Steinsel mit einem „Back-up“ (US-Spieler Evan Bruinsma) diesmal vorgesorgt. Die Amicale ist also gerüstet. Alles dürfte im grünen Bereich sein. Der Gegner im Halbfinale ist morgen der aktuelle Dritte der Meisterschaft, Etzella Ettelbrück. Der Rekordsieger des Wettbewerbs mit seinen 23 Titeln – zuletzt 2011 eben gegen Steinsel mit 67:65 – war in den letzten beiden Jahren gezwungen, kleinere Brötchen zu backen.
Rekordsieger Ettelbrück hat nichts zu verlieren
Nun zeigt der Trend wieder ganz deutlich nach oben, auch wenn die Mannschaft mit erfahrenen Haudegen und talentierten Youngsters noch nicht ganz gereift ist und zu oft Leistungsschwankungen auftreten. In den zwei Meisterschaftsspielen zog die Etzella erwartungsgemäß den Kürzeren, zuhause mit 61:88, dann ohne Stammspieler Jairo Delgado in Steinsel mit 68:77, wobei die Ettelbrücker Gegenwehr recht heftig war.
Die Ettelbrücker wissen, dass sie in der Rolle des Außenseiters ins Halbfinale gehen und somit nichts zu verlieren haben. Und sollte es ihnen gelingen, während 40 Minuten ihr ganzes Potenzial abzurufen und zur Höchstform aufzulaufen, besteht durchaus die Möglichkeit, dass sie den favorisierten Steinselern brandgefährlich werden. Ein Pokalspiel im „Gymnase“ der Coque hat nun mal seine eigenen Gesetze.
Hohe Ansprüche
Im anderen Halbfinale von heute stehen sich mit Bartringen und Contern zwei Teams gegenüber, die in der vergangenen Saison noch im Final Four um die Meisterkrone standen und deswegen mit hohen Ansprüchen die aktuelle Saison angehen wollten.
Die wohl zu hoch gesteckten Erwartungen bekamen einen unerwarteten und fürchterlichen Dämpfer verpasst. Bartringen und Contern müssen nämlich jetzt in der zweiten Meisterschaftsphase um den Klassenerhalt kämpfen. Es dürfte wohl so sein, dass in der Zwischensaison beim „Casting“ gesündigt wurde. In beiden Vereinen hat man bereits die Reißleine gezogen, zuerst in Contern mit einem Wechsel auf einem der Ausländerposten und auf dem Trainerstuhl, dann erst vor Kurzem in Bartringen mit haargenau denselben Tauschgeschäften.
Image aufpolieren
Nun bietet sich mit dem Einzug ins Pokalfinale die Möglichkeit, das stark angekratzte Image zumindest etwas aufzupolieren, auch wenn der Verbleib in der obersten Liga absolute Priorität hat. Die zwei ausgetragenen Vergleiche mit je einem Heimsieg – 68:63 für Bartringen, 89:64 für Contern – können nicht als Gradmesser gelten, die damaligen Voraussetzungen waren andere.
Auf beiden Seiten gab es die größten Mängel bisher im kollektiven Zusammenspiel zu verzeichnen. Solche Defizite lassen sich nicht im Handumdrehen beheben.
Obwohl Bartringen in 18 Meisterschaftsspielen mit seinen sechs Siegen einen mehr als Contern aufweisen kann, scheint der heutige Gegner zurzeit doch etwas besser in der Balance gerüstet zu sein und hat somit auch ein Plus. Es dürfte voraussichtlich aber so ablaufen, dass die Mannschaft, die es schafft, mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln den Rhythmus zu diktieren und somit auch das Spielgeschehen zu kontrollieren, auch am Ende die Nase vorn haben wird.
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