Zeit zum Ausruhen gibt es in der Formel 1 fast nicht. Nach den Testfahrten in Jerez kommen schon die Proberunden in Barcelona. Bis zur nächsten viertägigen Testphase vom 19. bis 22. Februar auf dem Circuit de Catalunya bleiben zwei Wochen. In Brackley werden die Ingenieure in dieser Zeit die vielen Daten aus, die Weltmeister Lewis Hamilton und Vizechampion Nico Rosberg bei ihren Marathon-Testauftritten gesammelt haben. Selbst Titelverteidiger Hamilton fand die Mercedes-Leistung «unglaublich».
Ein Fazit nach den ersten Testfahrten:
MERCEDES: «Im vergangenen Jahr war unsere Zuverlässigkeit das Problem. Daher liegt der Fokus auch darauf», erklärte Rosberg. Sprich: Kilometer sammeln. Und das machte Mercedes mit weit über 2000 – mehr als jedes andere Team. «Es war wirklich unglaublich zu erleben, wie zuverlässig das Auto in dieser Woche gewesen ist», betonte Hamilton. Zweimal musste der Wagen wegen kleinerer Probleme abgeschleppt, einmal zurück in die Box geschoben werden. Den wahren Speed zeigten die Silberpfeile sicher noch nicht. Was die Power des Motors betreffe, habe er keine Referenz, meinte Rosberg.
FERRARI: Bestzeit an drei von vier Tagen. «Das Auto ist definitiv eine Verbesserung zum 2014er Modell», betonte Kimi Räikkönen, der am Abschlusstag auch die schnellste Runde aller Piloten an den vier Tagen auf dem Circuito de Jerez hingelegt hatte. An den ersten beiden Tagen hatte sein neuer Teamkollege Sebastian Vettel jeweils die Bestzeit erzielt. Größere Probleme blieben aus, der SF-15T lief bedeutend runder als vor einem Jahr. Teamchef Maurizio Arrivabene sprach von «ermutigenden Zeichen». Vor allem freute er sich, dass die Mannschaft ihre Motivation und ihren Teamspirit zurückgewonnen habe, nachdem 2014 ein Jahr zum Vergessen für die Scuderia war.
RED BULL: Wieder kein vielversprechender Teststart. Zwar nicht so desaströs wie vor einem Jahr, als Vettel und sein Teamkollege Daniel Ricciardo so gut wie gar nicht fahren konnten. Dennoch: Probleme hier, Probleme da. An einem Tag konnten die Fahrten nicht fortgesetzt werden, nachdem Neuzugang Daniil Kwjat den Frontflügel demoliert hatte. Ein neuer musste erst eingeflogen werden.
SAUBER: Vielleicht die Überraschung. Neuerdings in blau-gelb wegen eines brasilianischen Hauptsponsors, erwies sich der neue Wagen mit dem Ferrari-Antrieb schon als recht konstant und auch schnell. Debütant Felipe Nasr fuhr in der Gesamtabrechnung die drittschnellste Runde. Kollege Marcus Ericsson war nicht viel langsamer. Der Schwede betonte auch, dass man noch Luft nach oben hat. Ermutigend für das Team, das in der vergangenen Saison erstmals in seiner Formel-1-Geschichte nicht mal einen Punkt geholt hatte.
WILLIAMS: Keine größeren Schwierigkeiten mit dem neuen Auto. Keine besonderen Auffälligkeiten. Nach den starken Auftritten 2014 wollen Valtteri Bottas und Felipe Massa in der kommenden Saison Antriebslieferant Mercedes auf der Strecke noch mehr unter Druck setzen. «Das Team ist insgesamt viel zuversichtlicher», sagte Bottas in Jerez, «weil wir wissen, dass wir gute Ergebnisse erzielen können. Wir können um Poles kämpfen und hoffentlich auch um Siege.» Auf einen Grand-Prix-Erfolg wartet das britische Privatteam seit Mai 2012.
MCLAREN: Eigentlich gar nicht so schlecht. Nach zwei Tagen mit gerade einmal zwölf Runden kam der neue Wagen mit dem neuen Honda-Antrieb besser in Fahrt. Das Team mit den beiden Ex-Weltmeistern Fernando Alonso und Jenson Button durchlebt mehr oder weniger die Phase, die andere Teams vor einem Jahr durchgemachten. Denn Hersteller Honda kehrte zu dieser Saison zurück und musste dafür die hochkomplexe Antriebseinheit bauen. Die Probleme seien recht klein gewesen, meinte Team-Chefingenieur Matt Morris. Er sei «glücklich und erleichtert», betonte Hondas Motorsportchef Yasuhisa Arai. Dass Button mit der schnellsten McLaren-Honda-Runde über sechs Sekunden langsamer war als die Spitze, spielte keine Rolle.
LOTUS: Stieg erst einen Tag später ein. Der Wagen war nicht rechtzeitig in Jerez. Danach keine größeren Probleme. Kann nach der vergangenen Saison aber auch nur besser werden. In diesem Jahr tritt das Lotus-Team des Luxemburgers Gérard Lopez mit Mercedes-Antrieb ab.
TORO ROSSO: Das Schwester-Team von Red Bull absolvierte mit den Debütanten Carlos Sainz Junior und Max Verstappen über 1500 Kilometer an den vier Tagen. «Wenn das Team und die Fahrer das Momentum in den kommenden beiden Tests aufrechterhalten können, werden wir sehr gut vorbereitet sein für das erste Saisonrennen in Melbourne», meinte Teamchef Franz Tost.
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