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«Da muss ein Maximum ankommen»

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Obwohl immer mehr Verbraucher immer öfter auf Bio-Produkte zurückgreifen, tritt die Bio-Landwirtschaft in Luxemburg auf der Stelle. Landwirtschaftsminister Fernand Etgen will dies ändern.

Neun von zehn Verbrauchern greifen zumindestens gelegentlich zu Bio-Produkten, heißt es im «Einkaufsführer für biologische Produkte», der beim Ministerium kostenlos bezogen werden kann (asta.etat.lu, Tel.: 45 717 72 353). Dieser «Guide» ist zudem gespickt mit allen nützlichen Hinweisen zum Thema. Auch mit den Adressen, wo man die biologischen Produkte kaufen oder direkt beim Produzenten beziehen bzw. genießen kann.

Doch eben solche gibt es nach Meinung von Landwirtschaftsminister Fernand Etgen nicht genug. Für ihn tritt man auf der Stelle. Der nationale Aktionsplan für biologische Landwirtschaft, im Jahre 2009 gestartet, hat wohl einen gewissen Fortschritt gebracht. Von 88 Produzenten damals ist man 2014 bei 119 angekommen. Auch wenn dies einer weniger ist als im Vorjahr. Die genutzte Fläche stieg von 3.601 ha auf deren 4.200.

Neue Prämien

Dennoch, der Aktionsplan hat nicht den erwarteten Ruck gebracht, so Etgen. Er will in den am Dienstag vorgestellten, neuen Aktionsplan auch neue Impulse einbringen. Es gelte, Überzeugungsarbeit zu leisten, beim Verbraucher, aber auch bei den konventionellen Landwirten. «Da muss ein Maximum ankommen», so der Minister, der neue Betriebe für die biologische Sache gewinnen will. Dass dies nicht einfach wird, ist ihm bewusst.

Die Luxemburger Landwirtschaft hat einen Strukturwandel durchlebt. Manche Bauern haben sich spezialisiert und können gar nicht von heute auf morgen auf Bio umstellen. Andere eignen sich nicht für biologische Landwirtschaft, so Etgen. Er ist dagegen, zwischen konventionellen und Bio-Landwirten einen Unterschied zu machen. Es gelte, diesen Graben zu überwinden.

Akzente legen will der Minister bei der Forschung und der Weiterbildung. So wird an den Sortenversuchen des «Institut fir biologesch Landwirtschaft» (IBLA) und des Dachverbandes «Bio-Lëtzebuerg» festgehalten. Bei diesen Versuchen werden bestimmte Getreidesorten auf ihren Nutzwert als Futter oder Lebensmittel z.B. geprüft. Auch die acht Demonstrationsbetriebe werden weiter unterstützt. Sowohl Landwirte als auch Schüler und Verbraucher können sich dort vor Ort einen Einblick in die Praxis der Bio-Landwirtschaft verschaffen. Generell sollen verstärkt Informationsveranstaltungen organisiert werden.

Die Zusammenarbeit mit Schulen, besonders des „Lycée technique agricole“ in Ettelbrück, gehört zu den wichtigen Elementen der Förderung. Die «Administration des services techniques de l’agriculture» (ASTA) hat die Vorarbeit an einem entsprechenden Programm abgeschlossen. Jetzt will man mit Schulminister Claude Meisch über das weitere Vorgehen beraten. An einem neuen Programm für Grund- und Sekundarschulen wird gearbeitet.

Vor allen Dingen jedoch sollen neue Prämien zusätzliche Anreize für einen Wechsel in Richtung Bio schaffen. Die Landschaftspflegeprämie, die rund 90% der Betriebe beziehen, wird gestaffelt. Bei weniger als 10% ökologischen Betriebsstrukturen bleibt sie unverändert. Bei über 10% wird sie auf 160 Euro pro Hektar erhöht. Bislang wurde kein Unterschied zwischen Ackerland und Grünland gemacht. Die Prämie belief sich auf 150 Euro/ha. Nun wird eine solche Differenzierung eingeführt und der Betrag für Grünland von 150 Euro auf 220 Euro/ha erhöht, bei Ackerland auf 250 Euro/ha. Die Prämie für Gemüseanbau steigt von 450 auf 600 Euro/ha, die für Obst- und Weinbau von 600 auf 800 Euro/ha. Zusätzlich können Bio-Betriebe eine Weideprämie und eine Fruchtfolgeprämie beantragen.

Minister Etgen hofft Erfolg zu haben. Doch weiß er auch, dass damit nicht alles getan ist. Luxemburg brauche neue Visionen, so der Minister, der einmal mehr für eine Art Zukunftstisch plädierte, an dem alle Akteure beteiligt sein sollten.

(Serge Kennerknecht/Tageblatt.lu)