Dienstag23. Dezember 2025

Demaart Zu Demaart

Headlines

Armut auf dem Vormarsch

Armut auf dem Vormarsch
(Pierre Matgé)

Jetzt weiterlesen !

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Oder schließen Sie ein Abo ab.

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Kann es in einem Staat, dem die Europäische Union eine finanziell gesunde Situation bescheinigt, steigende soziale Ungleichheit und Armut geben? Laut dem Sozialpanorama der "Chambre des salariés" ist dies in Luxemburg der Fall.

Im Jahr 2013 hatte Luxemburg ein Armutsrisiko von 15,9 Prozent (siehe Grafik in der Tageblatt-Freitagausgabe / 3. April 2015 / Seite 10). Damit liegt das Großherzogtum zwar im Mittelfeld der EU-Mitgliedstaaten, allerdings befindet sich das Land hinter Schweden an zweiter Stelle was den Anstieg dieses Risikos zwischen den Jahren 1997 und 2013 betrifft (2,2 Prozent pro Jahr). Noch schlechter steht es um das Armutsrisiko der volljährigen Arbeitnehmer («working poor»). Hier liegt Luxemburg mit 11,2 Prozent europaweit an zweiter Stelle hinter Griechenland. Somit ist das Armutsrisiko im Großherzogtum durchaus präsent und nimmt immer mehr zu.

Eine zentrale Bremse dieses Risikos sind die staatlichen Sozialtransfers. Ohne sie würde das Armutsrisiko nicht bei 15,9, sondern bei erschreckenden 45,9 Prozent liegen (siehe Grafik in der Tageblatt-Freitagausgabe / 3. April 2015 / Seite 10). Ein äußerst bedenklicher Trend hat sich in Luxemburg auch bei der Ungleichheit zwischen den Bürgern und Haushalten entwickelt.

«Eine klare Tendenz»

Die Schere zwischen den höchsten und den niedrigsten Einkommen geht immer weiter auseinander. Zwischen 1995 und 2013 sind die Einkommen der reichsten 20 Prozent aller Haushalte 4,6 Mal schneller gestiegen als die der ärmsten 20 Prozent. Der Sozialparameter der «Chambre des salariés» deckt des Weiteren ein Missverhältnis auf, was das Wohnen betrifft. Das Armutsrisiko unter Mietern (33,9 Prozent) ist nämlich deutlich höher als das unter Eigentümern (9,8 Prozent). Auch in dieser Kategorie liegt Luxemburg hinter Spanien an zweiter Stelle. Der Präsident der Arbeitnehmerkammer betont, dass man angesichts dieser Statistiken «von einer klaren Tendenz sprechen muss». Jean-Claude Reding fordert die Regierung deshalb dazu auf, schnellstmöglich zu handeln, denn, «wenn die politischen Verantwortlichen diese gefährliche Tendenz nicht gut finden, dann müssen sie gegensteuern». Als Reformbeispiele nannte er unter anderem die Erhöhung der Sozialtransfers.

Hier sei eine Adaptierung des Kindergeldes und der Studentenbörsen äußerst wichtig. Zudem sei eine neue Steuerpolitik einzuführen, welche die Gering- und Mittelverdiener entlastet, denn «Ungleichheit lässt sich sehr wohl durch eine neue Steuerpolitik bekämpfen».