Heute gehen die Anforderungen an Energie-Anbieter über die Sicherstellung der Versorgung mit Strom und Gas hinaus. Der Klimaschutzgedanke hat zur Folge, dass insgesamt weniger Energie verbraucht wird und gleichzeitig mehr in saubere Energie investiert werden muss. Der größte Energieversorger Luxemburgs, Enovos, konnte sich in diesem schwierigen Umfeld behaupten.
Unternehmenssitz in Esch
Laut Michel Schaus von Enovos International war das Jahr 2014 auch durch die Einweihung des neuen Unternehmenssitzes in Esch/Alzette geprägt.
Die Entscheidung für die «Minettemetropole» fügt sich in die historische Kontinuität ein. In Esch sei die Industrie noch immer stark verankert gewesen. Enovos habe hier eine starke Kundschaft. Durch die Kooperation mit der Universität auf Esch-Belval würde die Verbundenheit mit Esch weiter gestärkt.
«Der europäische Energiemarkt ist in Bewegung», so Marco Hoffmann, Vorsitzender des Verwaltungsrates von Enovos International S.A., zu Beginn der Pressekonferenz. «Die Preise für CO2-Zertifikate, Erdöl und Kohle sind gesunken. Dies hat zur Folge, dass auch die Strompreise niedrig sind.» So sei die Stromerzeugung durch klimafreundlicheres Gas nicht mehr kompetitiv und viele Gaszentralen in ganz Europa könnten nicht mehr gewinnbringend produzieren.
Hohe Investitionen
Der wachsende Anteil von erneuerbaren Energien und der Ausbau des Netzes bedürfen hoher Investitionen. Guy Weicherding, CFO von Enovos International, wies darauf hin, dass der Konzern seit 2010 nicht weniger als 1,1 Milliarden Euro investiert habe. «Ein großer Teil davon in Luxemburg», so Weicherding.
Von den 237,9 Millionen Euro, die Enovos International im Jahr 2014 investierte, flossen 130 Millionen Euro in den Ausbau des luxemburgischen Strom- und Gasnetzes. Über 51 Millionen Euro wurden für erneuerbare Energien ausgegeben.
Trotz dieses «schwierigen Marktumfelds» von tiefen Preisen und hohen Investitionen konnte die Enovos-Gruppe das Geschäftsjahr 2014 mit einem positiven Ergebnis abschließen. Das Nettoergebnis von 26,5 Millionen Euro liegt deutlich unter dem Vorjahresniveau von 96,7 Millionen Euro. Dies hat seinen Grund nicht im schwierigen Marktumfeld, sondern in außergewöhnlichen Abschreibungen in einer Höhe von über 80 Millionen Euro.
Abschreibungen von 80 Millionen Euro
Die Gruppe musste Investitionen in italienische Fotovoltaikanlagen abschreiben, die von Ermittlungen der italienischen Justiz betroffen sind. Diese hat ein Verfahren wegen mutmaßlichen Betrugs gegen Personen aus dem Umfeld des Partners von Enovos eingeleitet. Für Jean Lucius, CEO von Enovos Luxemburg, hätten diese Abschreibungen keinen Einfluss auf das Geschäftsjahr 2015 und das Resultat der Gruppe dürfte in diesem Jahr wieder zu seinen historischen Werten aufschließen.
Der gesamte Stromabsatz von Enovos war im Jahr 2014 mit 17,2 Terawattstunden leicht unter dem Niveau des Vorjahres. Der Gasabsatz des Jahres 2014 erreichte nur 80 Prozent des Niveaus aus dem Jahr 2013. «Das Gaskraftwerk Twinerg ist weniger gelaufen», erklärte Jean Lucius diesen Trend. Für Mario Grotz, Vorsitzender des Verwaltungsrates von Creos, erklärt sich der gesunkene Gasabsatz auch durch den warmen Winter. «2014 war das wärmste Jahr überhaupt», so Grotz. Trotz dieser geringeren Absatzmengen stieg der operative Gewinn von Enovos Luxemburg um 14,2 Millionen Euro. «Die Zukunft steckt voller Herausforderungen», so Jean Lucius. Enovos müsse sich kontinuierlich auf die Änderungen des Energiemarktes einstellen. «Der Markt ändert sich schnell, es gibt eine klare Tendenz zu einer dezentralen Produktion», fuhr er fort. «Die Menschen sind nicht mehr nur Energiekonsumenten, sondern auch Energieproduzenten», erklärt Mario Grotz diesen Trend. Um das Stromnetz stabil zu halten und die Versorgungssicherheit zu garantieren, sind Investitionen in ein intelligentes Netz auch in Zukunft nötig.
Neue Chancen
Enovos sieht in der Öko-Mobilität neue Chancen, mehr Strom und Gas absetzten zu können. Im Februar 2014 wurde in Hesperingen eine Stromtankstelle eröffnet. Hier werden laut Jean Lucius den Menschen elektrisch abgetriebene Räder und Autos zur Verfügung gestellt.
Die Enovos-Tochter Creos habe, laut Mario Grotz, vom Gesetzgeber die Aufgabe bekommen, 800 Ladestationen für Elektroautos in Luxemburg einzurichten.
Creos, der größte Betreiber von Strom- und Gasnetzen in Luxemburg, will in Zukunft andere lokale Netze integrieren. «Creos soll der einzige Netzbetreiber Luxemburgs werden», so Grotz. Er erhofft sich durch diese Monopolstellung Effizienzsteigerungen und eine höhere Versorgungssicherheit. Was Letztere betrifft hat Luxemburg bei einer Studie des CEERs den ersten Platz belegt. Im Jahr 2013 habe es im Durchschnitt Stromunterbrechungen von nur zehn Minuten gegeben.
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