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Ein Thema, viele Aspekte

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Jeder hat eine, viele sind es selbst: Mutter. So wie Gudrun Bechet (ein Kind), Pina Delvaux (zwei), Flora Mar (drei) und Doris Sander (zwei). Gemeinsam bilden sie das Künstlerkollektiv „Autour du bleu“.

Mal poesievoll, mal ernst, mal mit einem Augenzwinkern: Vier Frauen widmen sich einem Thema und bespielen damit gleich zwei Kunstgalerien. Das Künstlerkollektiv „Autour du bleu“ besteht seit 2001. Das Ganze startete im Atelier von Doris Sander in der „Schläifmillen“ mit einer Performance. „Dort haben wir damals Stoffe blau eingefärbt“, erklärt Pina Delvaux. „Das hängt mit der Geschichte der ‹Schläifmillen› zusammen.“ So kam es auch zum Namen des Kollektivs: „Autour du bleu“.

Alle paar Wochen treffen sich seitdem die Fotografin Gudrun Bechet, die Objektkünstlerin Pina Delvaux, die Zeichnerin Flora Mar und die Malerin Doris Sander, u.a. um über ihre eigenen, aber auch über gemeinsame Arbeiten zu diskutieren. Vor gut vier Jahren schlug so anlässlich eines dieser Treffen die Geburtsstunde zum Gemeinschaftsprojekt „Mother“.

Gudrun Bechet: „Irgendwann stand die Idee im Raum: Wir sind doch alle Mütter! Das wäre doch ein Thema. Anfangs hatte ich da etwas Schwierigkeiten, reinzukommen. Ich habe viel zur Thematik gelesen, fand Bücher und Zeitschriften dazu. Und plötzlich kamen die Ideen aus allen Richtungen, wobei ich als Fotograf jedoch etwas beschränkt bin. Ich wollte mich nicht auf das übliche Klischee beschränken. Also etwa Mütter fotografieren, die im Park sitzen und auf ihre Kinder aufpassen oder Großmütter, die ihre Kinder bewirten.“

Bechet beleuchtet das Thema denn auch von einer anderen Seite. Zur Mutter-Kind-Beziehung fallen allen möglichen Menschen diese immer wiederkehrenden Sprüche ein wie „Das hat uns auch nicht geschadet“, „Wer nicht hören will, muss fühlen“ usw. … Rund zwei Dutzend dieser Belehrungssprüche hat die Künstlerin mittels der Fotografie auf subtile und einfühlsame Art umgesetzt, in Einzelbildern, Serien, Installationen. Auch Flora Mar, die vor allem für ihre Zeichnungen bekannt ist, setzt bei „Mother“ auf die Möglichkeiten der Installation.

„Archiv“

„Für diese Ausstellung“, so erklärt Mar, „sind wir zweigleisig gefahren. Einerseits haben wir drei gemeinsame Werke geschaffen und andererseits unsere eigenen, persönlichen Arbeiten realisiert. Das erste, was wir vollbrachten, war die Installation ‹Archiv›.“ Diese besteht aus mehreren Nachttischen in einem dunklen, karg beleuchteten Raum, in dessen Schubladen sich allerlei Briefe und Notizen befinden. „Wir haben Bekannte darum gebeten, uns spontan etwas zum Thema ‹Mutter› aufzuschreiben. Faszinierend war die Tatsache, dass sich rund 80% der befragten Frauen eher als Kind ihrer Mutter denn als Mutter ihrer Kinder sahen und entsprechende Eindrücke zu Blatt brachten.“

Auf einem der Nachttische liegen übrigens ein Block und ein Stift: Eine Aufforderung an die Besucher(innen), auch ihre Gedanken niederzuschreiben. Von Flora Mar sehen wir neben Zeichnungen auch eindrucksvolle Installationen, die zum Teil unter der Mitwirkung von Gudrun Bechet („The Power of patterns – The order of things“) entstanden sind.

Die Malerin Doris Sander war anfangs unsicher, was die Idee zur Ausstellung „Mother“ angeht: „Alleine hätte ich mir dieses Thema sicherlich nicht ausgesucht. Ich hab erst mal gekuckt, was macht dieser Begriff eigentlich emotional mit mir? Wie erlebe ich mich als Mutter? Will ich eigentlich zu dem Thema was sagen?“ Sie habe erst im Nachhinein gemerkt, dass es doch ein sehr wichtiges Thema für sie sei. „Ich wollte das Ganze nicht unter dem Motto angehen ‹Mutter sein heißt …›, sondern Anstöße geben, provozieren … Ich arbeite mit Posen, die für mich eine Bedeutung haben und hoffe, dass das bei den Besuchern auch so rüberkommt.“

Pina Delvaux, die für ihre „Art in Boxes“-Objekte bekannt ist, trug zuerst einmal alle möglichen Texte zum Thema Mutter zusammen. „Ich habe fast überall, wo ich war, Menschen darum gebeten, mir aufzuschreiben, was ihnen dazu einfällt.“ Erst später hat sie sich den einzelnen aufgeschriebenen Aussagen genauer gewidmet und zu einer ganzen Reihe davon Objekte ausgearbeitet. Ganz neu in der Düdelinger Ausstellung sind dabei die Tonaufnahmen, die auf die jeweilige „Art-Box“ abgestimmt sind. Erstmals verbindet die Künstlerin so das Visuelle mit dem Hörbaren. Dabei war ihr wichtig, die richtige Stimme, das richtige Timbre zu dem jeweiligen Text zu finden.