Die weltgrößte Supermarktkette Walmart ist mit durchwachsenen Zahlen ins Geschäftsjahr 2015 gestartet. Im ersten Quartal sank der Gewinn im Jahresvergleich um sieben Prozent auf unter dem Strich 3,34 Milliarden Dollar (2,98 Mrd Euro), wie der Konzern im Mai mitteilte. Der Umsatz ging leicht von 114,96 auf 114,83 Milliarden Dollar zurück.
Diese Summen wollen versteuert werden. Damit man bei den Steuern auch sparen kann, nutzt man Steuerparadiese, wie es vom Verein «Americans for Tax Fairness» (ATF ) heißt. Die ATF hat in den USA zehn Millionen Mitglieder und besteht aus einer Koalition aus 425 nationalen sowie staatlichen Einrichtungen. Der Interessenverein hat also eine starke Lobby in den USA. Die ATF setzt sich unter anderem für eine Steuerreform in den USA ein und hält ein Auge auf US-Unternehmen mit dubiosen Firmenkonstrukten.
22 Tochtergesellschaften in Luxemburg
Am Mittwoch hat ATF ein 51 Seiten starkes Dossier über das Geschäftsgebahren des Discountriesen Walmart veröffentlicht. Mehr als zehn Seiten (Link) beschäftigen sich mit dem «magischen Märchenland» Luxemburg. Der weltgrößte Einzelhändler hat eine Netzwerk von 78 Tochtergesellschaften und Niederlassungen in 15 Steueroasen, heißt es in dem Bericht.
ATF spricht über Walmart von einem unsichtbaren Konstrukt. Alleine in Luxemburg hat Walmart 22 Gesellschaften. Es handelt sich dabei unter anderem um WMT Pinnacle Holdings , Azure Holdings sarl , Grupo Walmart sarl, WMT Apex sarl, oder WMT Brasilia sarl.
«Sweetheart tax deals» in Luxemburg
Walmart habe in Luxemburg, laut ATF, zwischen 2009 und 2015 kontinuierlich Briefkastenfirmen aufgebaut. Dabei habe das US-Unternehmen seit 2011 mehr als 45 Milliarden US-Dollar an Vermögen in Luxemburg geparkt. Laut dem Bericht habe die Supermarkette in Luxemburg für einen Gewinn in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar zwischen 2010 und 2013 weniger als ein Prozent an Steuern im Großherzogtum verrichtet.
ATF nennt dies «sweetheart tax deals» und spricht in dem Zusammenhang von einen unfairen Wettbewerb Luxemburgs gegenüber den anderen EU-Staaten. Der Verein fordert Aufklärung durch die EU-Kommisson. Die hat am Mittwoch ihre Strategie für eine einheitliche Besteuerung von Unternehmen vorgestellt.
In Europa sollen Unternehmen nach dem Willen der EU-Kommission Profite nicht mehr zur Steuervermeidung in andere Länder verschieben können. Firmen sollen Steuern dort zahlen, wo sie ihre Gewinne auch erwirtschaften. Einen entsprechenden Aktionsplan hat die EU-Behörde jetzt präzisiert. Brüssel reagiert damit auf die Affäre um lukrative Steuervorteile für internationale Konzerne in Luxemburg («Luxleaks»). In einzelnen Fällen hatte die Kommission auch schon Prüfverfahren zu Steuerpraktiken eröffnet. Der Online-Händler Amazon änderte bereits seine Steuerpraxis.
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