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Pizzakartons um die Wette falten

Pizzakartons um die Wette falten

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Wer ist der schnellste Pizzakarton-Falter? Es ist Petr Bauer. Der 27-Jährige holte bei einer Pizzakartonfalt-Weltmeisterschaft den Titel. Und einen Weltrekord stellte er auch auf.

Es muss sehr schnell gehen. Und jeder Handgriff sollte sitzen: Vordere Seitenlaschen nach innen klappen, vordere Wand darüber, hintere Laschen einfalten, Deckel schließen und fertig ist der Pizzakarton. Es wird wild geklappt, gestülpt und gefaltet am Samstag bei der Pizzakartonfalt-Weltmeisterschaft in Irsch an der Saar in Rheinland-Pfalz. In einem Affentempo stapeln mehr als 20 Teilnehmer in verschiedenen Turnierrunden immer wieder zehn Boxen auf einen Stapel: Denn jeder von ihnen will Weltmeister im Pizzakartonschnellfalten werden.

«Das ist ein Sport, der einiges abverlangt», sagt Alexander Becker (31), der den Wettkampf der Pizzakartonfalt-Elite zum zweiten Mal veranstaltet. «Neben der körperlichen Fitness und der Fingerfertigkeit sind die Nerven das Entscheidende.» Wer diese bis zum Schluss behalte und keine zeitraubenden Fehler mache, habe die größten Chancen. Am Schluss ist es Petr Bauer (27), der den Titel holt. Ein Pizzabäcker aus Wiltingen an der Saar. Er hat 13 Boxen in der Minute gepackt. Und das bei schweißtreibenden Temperaturen um die 30 Grad.

Sieben Nationen kämpften um den Titel

Von rund um den Globus stammt die Pizzakartonfalt-Elite, die sich in dem 1500-Einwohner-Ort versammelt hat. Aino Assmus ist eigens aus den USA angereist. «Bei einer WM muss Amerika auf jeden Fall dabei sein», sagt die 47 Jahre alte Fotografin aus Philadelphia. Sieben Nationen falten um die Wette: Darunter Ungarn, Österreich, der Irak, Luxemburg und Italien.

Bei der Klapp-Stülp-Falt-Disziplin gehe es um mehr als Tempo, erklärt Dominic Labarbe. Der angehende Versicherungskaufmann aus Koblenz war 2013 erster Pizzakartonweltmeister geworden und zur Titelverteidigung angetreten. «Man muss auch einen sauberen und ordentlichen Stapel abliefern.» Heißt: Die Kartons müssen gerade in einer Reihe stehen, keiner darf um mehr als einen Zentimeter verrutscht sein.

«Fluffig und flüssig»

«Sonst wird man disqualifiziert», sagt der 31-Jährige. Zudem sei die hohe Kunst, beim Falten «einen flüssigen Rhythmus reinzubekommen. Wenn alles fluffig und flüssig läuft, ist alles richtig», sagt Labarbe, der bei einem Pizzaservice-Job vor ein paar Jahren seine Falt-Leidenschaft entdeckt hat. Er war mit elf Kartons in einer Minute vor zwei Jahren Champion gewesen. Bei der diesjährigen WM schafft er es nicht ins Finale.

Vize-Weltmeister wird der Italiener Giovanni Iorio (33) aus dem saarländischen Merzig. Auf dem dritten Platz landet der Iraker Benaf Moussa Raban (23) aus Freiburg.

Idee kommt aus dem Alltag

Aber wie kommt man auf so eine verrückte WM-Idee? «Darauf kommt jeder, der im Pizzaservice arbeitet», sagt Becker. Weil das dort ein normaler «Sport» sei. «Jeder hat da schon mal gegen einen anderen gefaltet. Es gibt immer einen, der der Schnellste ist.» Insofern sei das für ihn eine naheliegende Idee gewesen. «Ich habe mich gewundert, dass es vorher noch keine WM gab», sagt der Betriebswirt, der selbst zwei Pizzaläden hat.

Neben der Weltmeisterschaft stellen sich die «Falter» noch einer anderen Herausforderung: Einen Weltrekord im Pizzakartonschnellfalten zu schaffen und so einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde zu bekommen. Voraussetzung dafür: Es müssen mindestens zwölf Boxen in einer Minute gefaltet werden. Kein Problem für Weltmeister Bauer, der mit seinen 13 Boxen wahrscheinlich auch hier Pizzakartonfaltgeschichte geschrieben hat.