Die niedrigen Ölpreise haben den Gewinn bei den US-Branchenführern ExxonMobil und Chevron weiter einbrechen lassen. Die US-Ölmultis verzeichneten im zweiten Quartal die schwächsten Ergebnisse seit Jahren, wie aus den am Freitag veröffentlichten Finanzberichten hervorgeht. Internationale Rivalen wie Shell oder BP kämpfen mit den gleichen Problemen. Die Konzerne reagieren mit drastischen Sparmaßnahmen.
Trotz der schwierigen Lage am Ölmarkt verdiente ExxonMobil von April bis Juni zwar immer noch 4,2 Milliarden Dollar (3,8 Mrd Euro), wie der gemessen am Börsenwert weltgrößte Ölkonzern mitteilte. Verglichen mit dem Vorjahr bedeutet das allerdings ein Minus von gut 50 Prozent. Es war das schwächste Ergebnis seit sechs Jahren. Der Umsatz sank um etwa ein Drittel auf 74,1 Milliarden Dollar.
Hohe Sonderkosten
Der Ölpreisverfall setzt auch Wettbewerber Chevron weiter heftig zu. Im zweiten Quartal brach der Überschuss beim zweitgrößten US-Ölkonzern um 90 Prozent auf 571 Millionen Dollar (516 Mio Euro) ein. Das Unternehmen hatte hohe Sonderkosten zu verkraften, weil die langfristigen Geschäftspläne aufgrund der Aussicht auf dauerhaft niedrige Ölpreise neu aufgestellt werden mussten.
Chevron lieferte das schlechteste Ergebnis seit mehr als zehn Jahren und schrieb insgesamt 2,6 Milliarden Dollar auf Vermögenswerte und Projekte ab. «Die Quartalsergebnisse waren schwach, sie spiegeln den Ölpreisrückgang von fast 50 Prozent im Jahresvergleich», sagte Chevron-Chef John Watson. Der Umsatz sank um 30 Prozent auf 40,4 Milliarden Dollar. Erst am Dienstag hatte Chevron angekündigt, 1500 Jobs zu steichen.
Aktien geben nach
Am Markt kamen die Zahlen der US-Ölriesen nicht gut an – die Aktien von ExxonMobil und Chevron gaben im New Yorker Handel um jeweils mehr als vier Prozent nach. Das Dilemma, in dem die Konzerne stecken, wird daran deutlich, dass ihre Ölförderung im Vergleich zum Vorjahr sogar stieg. Wegen des Preisverfalls bleibt aber trotzdem erheblich weniger in der Kasse. Unter den gleichen Schwierigkeiten leidet auch die internationale Konkurrenz.
Beim britisch-niederländischen Branchenschwergewicht Royal Dutch Shell sackte der bereinigte Gewinn zuletzt um mehr als ein Drittel auf 3,8 Milliarden Dollar (3,4 Mrd Euro) ab. Im laufenden Jahr will der Energieriese nach seinen Angaben 6500 Arbeitsplätze abbauen, die Investitionen um sieben Milliarden Dollar senken und Unternehmenswerte in Milliardenwert verkaufen.
An den Vortagen hatten die niedrigen Ölpreise bereits starke Bremsspuren in den Quartalsbilanzen der Konkurrenten BP und Statoil sowie beim italienischen Ölkonzern ENI hinterlassen. Unterm Strich rutschte BP – allerdings auch wegen milliardenschwerer Entschädigungszahlungen für Schäden bei der Explosion der Ölplattform «Deepwater Horizon» – sogar tief in die Verlustzone.
Lesen Sie auch:
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können