Generaldirektor Jean Louis Bonnafé trat in Paris wesentlicher entspannter vor die Presse als noch sechs Monate zuvor. Damals hatte er sich noch mit einer Strafe in Höhe von 6,9 Milliarden Euro in den USA zu befassen, die im zweiten Halbjahr 2014 zu einem Verlust von 4,2 Milliarden Euro geführt hatte. Bei der Vorlage der Jahresbilanz 2014 stand Bonnafé noch unter dem Druck eines in den USA schlecht bestandenen Abenteuers.
Davon war bei der Vorlage der Halbjahresbilanz 2015 nichts mehr zu spüren. Bonnafé legte für die ersten sechs Monate dieses Jahres einen Gewinn von 4,2 Milliarden Euro vor. Darin befinden sich 2,55 Milliarden Euro alleine aus dem zweiten Quartal 2015. Es ist das beste Quartal seit drei Jahren. Die Umsätze stiegen um 15,8 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro an.
Keine ruhige Minute
Bonnafé hielt sich mit den guten Ergebnissen nicht auf. Der Generaldirektor hat seit seinem Amtsantritt keine ruhige Minute gehabt. Er musste der Bank einen neuen Anzug geben und er musste den Schaden in den USA so gering wie möglich halten. Dabei war es um nicht und nicht weniger als die Existenz der Finanzgruppe gegangen, weil auch die Banklizenz in den USA auf dem Spiel gestanden hatte.
In dieser Aktivitäts – Kontinuität versicherte er bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz, dass die BNP Paribas weiter an ihrem Kostenreduzierungsprogramm arbeiten werde und „im Plan“ läge. Er musste allerdings gleichzeitig zugeben, dass im ersten Halbjahr 2015 zwei Länder geschwächelt hätten: Italien und Frankreich. In Italien läuft die Konjunktur erst jetzt langsam an. In Frankreich musste die Bank sogar Rückschritte verzeichnen. Das Nettobankprodukt ging um zwei Prozent zurück. Das Resultat vor Steuern ging mit einem Ergebnis von 476 Millionen Euro um 5,2 Prozent zurück. Die BNP Paribas leidet in Frankreich unter einem Druck auf Zinsmargen (wie in Luxemburg, Italien und Deutschland auch) und insbesondere unter einer Refinanzierung der Hypothekar-Kredite, deren Zinssätze nach unten verhandelt wurden. Die Zinseinnahmen gingen in Frankreich um 5,9 Prozent zurück, Die Handelskommissionen stiegen allerdings nur um 3,8 Prozent. Und selbst dabei gab es noch Unterschiede. Im Obligationen-Markt stagnierte das Geschäft.
Sich neu erfinden
Bonnafé kündigte an, dass die Bank sich ein weiteres Mal neu erfinden werde. Im Internet-Geschäft sei sie jetzt schon hervorragend mit der Hello Bank positioniert. Aber im Privatkundengeschäft stünden weitere grundlegende Veränderungen durch die technologische Entwicklung bevor.
Auch im Bereich der Unternehmensfinanzierung und der Investmentbank müsse es Änderungen geben. Die Marktmodelle änderten sich und man müsse sich anpassen. Diese Anpassungen verursachen Veränderungen und auch Kosten. Nicht zuletzt durch das USA-Abenteuer ist die BNP Paribas verpflichtet, sich verschärft selber zu kontrollieren. In diesem Bereich wird sie 453 neue Personen einstellen und die Compliance (Überwachung der Einhaltung der Regeln) erheblich verstärken. Bonnafé, der diese Veränderungen schon im Januar 2014 bei der Bilanzpressekonferenz angekündigt hatte, will nun im Januar 2016 diese Themenbereiche in ihren Einzelheiten vorstellen.
Höhere Kosten
Das bedeutet höhere Kosten, die konzernintern aber auch durch die Erweiterung des Länderzyklus steigen. Die polnische BGZ Bank macht sich nun in der Bilanz bemerkbar, zunächst nur mit einer erhöhten Risiko-Rückstellung.
Die BNP Paribas ist nach eigener Darstellung mit „vier Heimatländern“ eine europäische Bank mit Sitz in Paris. Sie ist neben Frankreich in Italien, in Luxemburg und in Belgien vertreten, wo sie jeweils Banken hinzugekauft hat. In Deutschland kann Bonnafé einen persönlichen Erfolg vorweisen. Seine Strategie, die BNP Paribas über die Unternehmensfinanzierung insbesondere im Mittelstand zu etablieren, ist voll aufgegangen. Das Finanzinstitut hat sich mittlerweile auch in der Wertpapierverwahrung mit der Übernahme dieses Bereiches von der Commerzbank etabliert.
In Polen geht die Bank jetzt wieder den Weg des Zukaufs mit der Übernahme der BGZ Bank. „Wir sind in einer guten Dynamik“, sagt Bonnafé dazu. Die Börse honoriert das. Die BNP Paribas Aktie schloss am Freitag mit einem deutlich erhöhten Kurs von 59,31 Euro.
Pariser Großbank verliert ihre Nummer 2
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