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Vemma vor Gericht

Vemma vor Gericht
(Screenshot/vemma.eu)

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Der Hersteller des Energy Drinks "Verve" steht in den USA vor Gericht. Die weltweite Jugendbewegung, die nach finanzieller Unabhängigkeit strebt, ist auch in Luxemburg aktiv.

Die Gründer des stark kritisierten Vemma-Geschäftsmodells müssen sich vor Gericht wegen ihrer zweifelhaften Vorgehensweise verantworten. Letztes Jahr haben wir bereits über das System der amerikanischen Firma Vemma berichtet, die auch hierzulande Jugendliche angeworben hat (Link). Vemma bezeichnet sich selbst als eine Multi-Level-Marketing-Firma, das heißt, dass Kunden als selbstständige Vertriebspartner angeworben werden. Ihre Aufgabe ist es also, das Produkt weiter zu empfehlen und neue Vertriebspartner zu rekrutieren. Dies sind oft Jugendliche, die auf diese Art und Weise hoffen, schnell Geld zu verdienen und unabhängiger zu werden.

Hauptprodukt von Vemma sind Energy-Drinks und Nahrungsergänzungsmittel. Diese Produkte werden von den Kunden gekauft, können aber nicht von ihnen weiterverkauft werden. Die Produkte dienen also alleine dem Werbezweck und Eigenverbrauch. Bezahlt wird der fleißige Vemma-Mitarbeiter, wenn er eine gewisse Anzahl an neuen Rekruten aufzuweisen hat, die „demnach unter ihm arbeiten“.
Am 3. September sollten sowohl Vemma als auch der CEO und Gründer sich vor Gericht verantworten. Kläger ist die „Federal Trade Commission“ (FTC). Jedoch hat die Verteidigung des Konzerns um eine Woche Aufschub gebeten, um sich entsprechend vorzubereiten.

Konten eingefroren

Zwischenzeitlich wurden die Aktivitäten und Konten der Firma eingefroren und den Verantwortlichen die Kontrolle über die Firma entzogen. Hauptanklagepunkt ist, dass es sich bei dem angeblichen Multi-Level-Marketing-Prinzip um ein Schneeballsystem handelt. Das in den meisten Ländern illegale Geschäftsmodell benötigt zum Funktionieren eine stetig wachsende Anzahl an Mitarbeitern. Dementsprechend können Teilnehmer des Systems nur Gewinne erzielen, indem sie neue Rekruten anwerben, die in das Unternehmen investieren. Die unterste Schicht verdient demnach kein Geld und verpflichtet sich trotzdem zu regelmäßigen Investitionen. In diesen Geschäftsmodellen steht die Vermarktung des Produkts im Hintergrund und Profit wird durch die Ausgaben der Teilnehmer erzielt. Im Falle von Vemma steht das Produkt nicht im Mittelpunkt.

Ein weiterer Anklagepunkt bezieht sich auf die Art und Weise, wie Vemma neue Mitarbeiter zur Teilnahme bewegt. Zielgruppe sind Jugendliche, die in Werbekampagnen durch falsche Versprechungen, wie etwa ein überdurchschnittliches Einkommen und finanzielle Unabhängigkeit, gelockt werden. Der Vemma-Lebensstil wird durch schöne Autos, Privatjets und gesunde durchtrainierte Körper dargestellt.

Die fälschlichen Informationen, die sich unter anderem auf ihrer Website befinden, sind ein weiterer Anklagepunkt. Hierbei werden die Rekruten nicht vor den Risiken einer Teilnahme gewarnt, geschweige denn über die wahre Natur des Systems aufgeklärt, das eben darauf beruht, dass nur ein Teil der Teilnehmer Geld verliert.

Was passiert mit den Anhängern?

Doch was bedeutet Vemmas Krise für die Luxemburger Anhänger? Sollte der Prozess in den USA einen Einfluss auf die europäischen Vemma-Teilnehmer haben, so findet dieser eher auf einer ideologischen Ebene statt. So sind die Vertriebspartner überzeugt davon, dass das System „gesetzeskonform, auf höchstem Level ethisch und kundenorientiert“ ist.

Sollte also der Prozess zugunsten von Vemma entschieden werden, würde es diese Überzeugungen bestärken. Sollte die amerikanische Hälfte des Unternehmens aber verurteilt werden, könnte das so manche Zweifel am System rechtfertigen. Nun gilt es abzuwarten, wie lange der Prozess sich hinzieht und wie das Gericht entscheidet.