Grund für die Gefahr eines massiven Stellenabbaus im Stahlsektor seien weltweite Überkapazitäten, sagte der Vorsitzende des Weltstahlverbandes Wolfgang Eder in Düsseldorf.
Seine Firma Voest will dort ein Forschungszentrum erstellen. In Europa lägen die Überkapazitäten bei 30 bis 40 Millionen Tonnen Stahl, für die es in den kommenden Jahren keine Abnehmer gebe, so Eder der die Produktionskapazität in Europa auf 210 Millionen Tonnen bezifferte, von denen möglicherweise nur 170 Millionen Tonnen benötigt würden.
40 Millionen Tonnen sind überflüssig
Die 40 Millionen überflüssigen Tonnen entsprächen etwa 70.000 Arbeitsplätzen. Derzeit würde die Stahlindustrie in Europa noch 350.000 Arbeitsplätze anbieten.
Sollten sich die politischen Bedingungen nicht verändern, die eine Belastung der europäischen Stahlindustrie bedeuteten, dann könnte sich bis zum Jahr 2030 die europäische Stahlproduktion halbieren. Eder erwähnte unter anderem Dumpingpreise chinesischer Importe nach Europa, die 15 bis 20 Prozent unter den europäischen Preisen lägen.
Die europäische Stahlindustrie fordert seit langem Einfuhrzölle für chinesische Stahlprodukte und auch eine Erleichterung bei der CO2-Belastung.
Die Stahlwerke in Deutschland haben 3,4 Millionen Tonnen Rohstahl im Monat August erschmolzen, elf Prozent mehr als im Vorjahr.
Chinesische Dumpingpreise
Vergleichbar mit dem Vorjahr ist diese Kurzzeit-Entwicklung nicht. Die Wirtschaftsvereinigung sieht sie als „Momentaufnahme“ an. Im Vorjahr stand der ein Hochofen von ThyssenKrupp wegen einer Grundsanierung nicht zur Verfügung.
Der Verband rechnet in diesem Jahr weiter mit Zuwächsen. In den ersten acht Monaten zusammen haben die Unternehmen etwa 29 Millionen Tonnen Rohstahl hergestellt, 0,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahlen entsprechen in etwa der Einschätzung des ArcelorMittal-Vorstandsvorsitzenden. Lakshmi Mittal war bei der Vorstellung der Ergebnisse des zweiten Vierteljahres von einem leichten Wachstum in Europa ausgegangen.
ArcelorMittal in Deutschland nur die Nummer drei
ArcelorMittal (7,3 Millionen Tonnen) war in Deutschland im vergangenen Jahr drittgrößter Hersteller hinter ThyssenKrupp (12,2 Millionen Tonnen) und Salzgitter (7,4 Millionen Tonnen).
Die derzeit positive Situation in Europa gibt es in anderen Teilen der Erde nicht. So soll ArcelorMittal in den USA die Schließung eines Drahtwalzwerkes prüfen. Nach der Übernahme eines Walzwerkes in Mobile (Alabama) konzentriert der Luxemburger Konzern seine Walzwerk-Aktivitäten dort. Ein entsprechendes Werk in Chicago wird geschlossen. Die Mitarbeiter werden teilweise nach Alabama verlagert.
In der Welt führend
Weltweit ist der Luxemburger Stahlhersteller mit 98,1 Millionen Tonnen produziertem Rohstahl immer noch Nummer eins vor der japanischen Nippon-Steel/Sumitomo-Gruppe mit 49,1 Millionen Rohstahl.
So wie Europa unter chinesischen Dumpingpreisen leidet, stellt sich die Situation auch in den USA dar. Wie in Europa erwarten die Stahlproduzenten in den USA Schutzmaßnahmen durch Sonderzölle.
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