Beeinträchtigt der VW-Skandal die Homologierungspolitik in den EU-Ländern? Nein, weil in den USA andere Werte, als in Europa bei der Homologierung eines Prototyps existieren, erklärt Claude Liesch, Direktor der SNCH gegenüber Tageblatt.lu. Im Falle VW werde die Homologierung vom deutschen Kraftfahrtbundesamt vorgenommen.
Die Werte, die für eine Homologierung notwendig sind werden auf einem Prüfstand ermittelt. Das sei aber nicht vergleichbar mit dem Verhalten des Autos in der Praxis, warnt Liesch. Bei modernen Autos begrenzt zum Beispiel ein Drehzahlbegrenzer das Hochfahren eines Motors im Stand. Bei einem Test auf dem Prüfstand müssen jedoch höhere Drehzahlbereiche auch im Stand messbar sein. Dies führt mit sich, dass die Software notgedrungen darüber informiert werden muss, dass sie sich in einem Testmodus befindet. Einige technische Hilfen werden somit überbrückt. Wenn die Software jedoch das Grundverhalten des Motors beeinträchtigt sei dies illegal. Aber genau das wird VW vorgeworfen.
Prüfstand vs Praxis
Der erlaubte Unterschied zwischen technisch ermitteltem Wert und Praxiswert wird aber bald eingeschränkt. Eine neue Richtlinie der EU-Kommission sieht nämlich vor, dass ab 2017 die Emissionen nicht mehr nur noch auf dem Rollenprüfstand, sondern auch im Realverkehr überprüft werden, erinnert Claude Liesch.
Das Homologierungssystem in Europa ist gut, so der SNCH-Direktor weiter. Durch den VW-Skandal könne es aber sein, dass es weiterentwickelt werden muss und zum Beispiel die Software der Fahrzeuge ebenfalls analysiert werden muss. Die Verantwortung für die Funktionsweise des Wagens liege aber zu 100 Prozent beim Hersteller, warnt Claude Liesch.
«Sind die strengsten»
Die SNCH kümmert sich um die Homologierung mehrerer bekannter Automarken, erklärt der Direktor und betont, dass man den Ruf habe besonders streng zu sein. Erst wenn alle Tests erfolgreich bestanden wurden, werde das Fahrzeug homologiert. Qualität steht dabei an erster Stelle. Die SNCH ist die einzige Homologierungsstelle in Europa, die sich auf freiwilliger Basis einer international anerkannten Akkreditierung unterworfen hat , betont Claude Liesch.
Der VW-Abgasskandal hat indes keine Auswirkungen auf die Funktionsweise der SNCT (technische Kontrolle) und der SNCA (Immatrikulation). Hier werden lediglich die festgelegten Grenzwerte überprüft, so eine Sprecherin der SNCT. Es erfolgt nur eine «visuelle Überprüfung» der Dokumente. Die Kontrolleure dürfen nicht unter die Motorhaube schauen.
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