Die Luxemburger Filiale des isländischen Bank Landsbanki und ihr Ex-Chef Björgolfur Gudmundsson müssen sich in Frankreich vor einem Strafgericht verantworten. Ihnen wird Hypotheken-Betrug vorgeworfen. Neben den ehemaligen Mitglied des Verwaltungsrats stehen sechs weitere leitende Angestellte des Finanzinstituts vor Gericht. Auch gegen ein Vermögensverwalter aus dem Süd-Osten Frankreichs wurde im Zusammenhang mit der Affäre Anklage erhoben.
Zwischen 2006 und 2008 hatte die isländische Bank große Liquiditätsprobleme. Sie reagierte indem sie mehreren reichen Kunden vorschlug, eine Hypothek auf ihre Immobilien aufzunehmen. In Gegenzug sollten sie günstigere Kredite erhalten. Wie funktionierte diese Finanz-Kontruktion? Die Bank schlug Hausbesitzern vor, ihren Besitz zu Geld zu machen und ihn weiter zu nutzen. Wenn jemand beispielsweise eine Immobilie im Wert von einer Million besaß, schlug die Bank vor, 200.000 Euro als Bargeld auszuzahlen und 800.000 Euro auf ein Konto zu legen. Das Geld sollte dann in Wertpapieren angelegt werden, in der Hoffnung, dass die Wertsteigerung mit der Zeit den Gesamtwert des Hauses wieder erreichen würde.
Im Zuge der Wirtschaftskrise
2008 meldete die Geschäftsbank Lehman Brothers aber Konkurs an. Es war der Beginn einer riesigen Finanz- und Wirtschaftskrise. Mehrere isländische Finanzinstitute, darunter die Landsbanki, brachen zusammen und mussten verstaatlicht werden. Auch die Luxemburger Filiale der Bank war betroffen. Die Geldanlagen verloren rapide an Wert. Der Konkursverwalter der Landsbanki verlangte die unverzügliche Rückzahlung des Kredits, andernfalls würden die betroffenen Immobilien beschlagnahmt werden.
Ein Großteil des Geldes, das die Landsbanki aber von den Kunden erhalten hatte war nicht mehr da. Mehr als 110 Kunden reichten daraufhin Klage ein. Sie werfen dem Finanzinstitut vor, ihnen eine Finanzierung vorgeschlagen zu haben, welche nicht abgedeckt war.
Der Richter gab den Klägern nun Recht. Die Bank habe sich auf Kosten der Kunden bereichtert. Im Visier der Richter befindet sich vor allem der ehemalige Bankenchef Björgolfur Gudmundsson. Der Ex-Präsident des damaligen englischen Premier League-Clubs Westham United wurde zeitweilig auf dem 1.014 Rang der Forbes-Liste reichsten Menschen geführt. Er sei für die «Auswüchse» der Landsbanki verantwortlich, so der Richter. Er bedauert des Weiteren, dass die Bank bisher kein Einsehen gezeigt hat und seinen geschädigten Kunden Entgegenkommen signalisiert habe. Die Anklage vor dem Strafgericht sei eine direkte Folge dieser Sturheit.
Manager müssen sich verantworten
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