„Wir sind ganz zufrieden mit dem ersten Halbjahr“, sagte Guy Hoffmann, Geschäftsführer der einzigen Luxemburger Genossenschaftsbank, am Dienstag vor Journalisten. Das Institut habe zwischen Januar und Juni 2015 das Volumen der Spareinlagen und der Kredite auf der Höhe der letzten Jahre – die alle Rekordjahre waren – steigern oder zumindest halten können. Insgesamt hat die Bilanzsumme der Genossenschaftsbank um 7,7 Prozent, die Kundeneinlagen um 6,2 Prozent und die Summe der vergebenen Kredite um 1,8 Prozent zugelegt.
„Das ist eigentlich ein sehr schönes Wachstum“, sagte Hoffmann. Er bedauert aber, dass die Unternehmen – trotz aller Initiativen der Europäischen Zentralbank – nur wenig neue Kredite wollten. So sei das verbuchte Kreditwachstum von 1,8 Prozent auch hauptsächlich auf neue Darlehen an Privatleute zurückzuführen.
Firmen sparen
Die Konsequenz: Die Firmen haben in den letzten Monaten dazu beigetragen, das Volumen der Spareinlagen bei Raiffeisen in die Höhe zu treiben. Warum die Unternehmen derart zögern, um neue Investitionen zu starten, erklärt man sich bei Raiffeisen mit den „vielen Unsicherheiten“ in Europa. Dazu zählen die politische Lage, der Streit um Flüchtlinge, der „hohe Regulierungswahn“ und die immer noch hoch verschuldeten Euro-Staaten. „In Europa werden viele Reden gehalten … die Musik der Zukunft spielt aber in Asien“, sagte Hoffmann. „Die Firmen warten einfach ab.“
Für die Zukunft bleibt Raiffeisen insgesamt positiv gestimmt. Dabei bereitet ihr der niedrige Leitzins der Zentralbank aber kaum Freude. Der Großteil der Einnahmen der Raiffeisen-Bank stammt vom traditionellen Zinsgeschäft (der Unterschied zwischen Zinsen auf Krediten und Einlagen), so die Bank. Mit den niedrigen Zinsen sei es nun schwer, mehr Gewinn zu erwirtschaften, ohne dass man höhere Risiken einginge. Mehr Risiken wolle man aber nicht eingehen. Die einzige Möglichkeit, den Gewinn zu steigern, sei also, ein größeres Volumen an Geschäften zu machen.
Zukunftspotenzial
Und eine gewaltige Steigerung des Geschäftsvolumens ist in Sicht. „Im ersten Halbjahr könnte die Partnerschaft mit der Post starten“, so Hoffmann. Viele Details wollte er noch nicht preisgeben, da die notwendige Zustimmung durch die Aufsichtsbehörden noch ausstehe. Klar ist bisher nur, dass sich Raiffeisen künftig um die Bankdienstleistungen der Post (CCP) kümmern wird.
Im Gegenzug wird die staatliche Post, wohl mit zehn Prozent, in das Kapital von Raiffeisen einsteigen. Dies sei ein Zeichen, dass die Post voll hinter der Partnerschaft stehe. „Diese Partnerschaft hat viel Potenzial für die Zukunft“, erklärte Guy Hoffmann weiter. Einerseits sei das Profil der Kunden ein ähnliches und andererseits würden sich die Post (IT-Spezialist) und die Raiffeisen (Bank-Spezialist) sehr gut ergänzen.
Des Weiteren ist Raiffeisen dabei, die Struktur des Bankgeschäfts zu überdenken. So setze man einerseits auf die neue, junge Kundschaft, die gerne übers Internet arbeite, und andererseits arbeite man an Veränderungen bei den Filialen. Die eine oder andere kleine Filiale werde geschlossen und dafür sollen zwei neue, große Filialen hinzukommen: eine auf Kirchberg (Anfang 2016) und wohl noch eine in Esch-Belval.
„Wir wollen da präsent sein, wo Menschen leben und arbeiten“, sagte Hoffmann.
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