Headlines

Für Großmächte uninteressant

Für Großmächte uninteressant
(AFP/Fethi Belaid)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Friedensnobelpreis 2015.

Das Friedensquartett in Tunesien hat den Friedensnobelpreis 2015 erhalten. Es ist im Gegensatz zu vergangenen Entscheidungen ein verdienter Sieg. Auch die Begründung, dass Tunesien als Aushängeschild des „Arabischen Frühlings“ eine vergleichsweise demokratische Umwälzung gelungen ist, stimmt.

Man sollte sich jedoch nichts über die Hintergründe dieses Gelingens vormachen. Es gibt eine Vielzahl von zynischen, realpolitischen Faktoren, die in diesem Kontext eine Rolle gespielt haben:

– Tunesien wurde im Gegensatz zu Staaten wie Syrien oder Libyen nicht zum Spielball der Großmächte. Das Ausbleiben externer Einflussnahme erlaubte dem Land, seine Probleme autonom zu regeln.

– Wer kein direkter Nachbar Israels ist, wird nicht so schnell zum Pufferstaat in militärischen, politischen und wirtschaftlichen Stellvertreterkriegen.

– Tunesien verfügt nicht über riesige Erdgas- oder Ölreserven. Große Multis hatten also kein Interesse, sich einzumischen.

– Die über weite Strecken gelungene Verfassungsreform hat trotz ihrer Makel erlaubt, die Islamisten nicht weiter zu radikalisieren, sondern sie mit am Verhandlungstisch zu haben. In Ägypten passierte das Gegenteil. Die blutigen Konsequenzen sind bekannt.

Tunesiens Wandel gelang demnach wegen des internationalen Desinteresses und der integrativen Herangehensweise