Mit einem Beweis seiner Nervenstärke hat Nico Rosberg die Pole Position für den Großen Preis von Russland erobert. Der Mercedes-Pilot düpierte am Samstag in Sotschi Formel-1-Spitzenreiter Lewis Hamilton im zweiten Silberpfeil um mehr als drei Zehntelsekunden und wahrte damit seine Mini-Chance auf eine Wende im Titelrennen. «Ich habe richtig coole Runden erwischt», schwärmte Rosberg. Hinter Hamilton belegte Valtteri Bottas im Williams Rang drei, Ferrari-Star Sebastian Vettel musste sich mit Platz vier begnügen. «Wir hatten uns mit Sicherheit einen größeren Schritt erwartet», sagte der Hesse missgelaunt.
Erleichtert hatten die Piloten zuvor vernommen, dass Carlos Sainz den beängstigenden Trainingsunfall in seinem Toro Rosso unverletzt überstanden hat. Der Spanier verfolgte die Qualifikation im Sotschi-Hospital 4 schon wieder am Fernseher, sollte die Nacht aber zur Vorsicht noch im Krankenhaus verbringen. «Denke schon darüber nach, wie ich die Ärzte davon überzeuge, mich morgen das Rennen fahren zu lassen», twitterte Sainz.
Kampfansage an Hamilton
«Ich bin nur froh, dass es ihm gut geht», sagte Titelverteidiger Hamilton, der ansonsten eher angesäuert über die Niederlage gegen Stallrivale Rosberg war. 48 Punkte Vorsprung hat der Brite auf den Gesamtzweiten vor dem fünftletzten Saisonrennen. «Ziel ist es natürlich auch, den Rückstand zu Lewis zu verringern», sagte Rosberg.
Der gebürtige Wiesbadener hatte die Qualifikation mit Bestzeiten dominiert. Nun sollen sich auch seine ausgiebigen Startübungen vom Freitag auszahlen. «Ich werde mir über Nacht einen Plan überlegen. Der Start wird einen Riesenkampf geben», versprach Rosberg.
Die erste Kurve
So sieht es auch Hamilton. Zuletzt in Japan hatte der zweimalige Champion seinen Teamgefährten schon in den ersten Kurven mit knallharten Manövern überholt. «Es ist ein langer Weg bis Kurve eins, das sollte mir Chancen eröffnen», meinte Hamilton. Ein Fehler in Kurve 13 hatte ihm am Ende der Qualifikation die letzte Chance auf eine Verbesserung genommen, danach rollte er vorzeitig in die Garage. So konnte auch Rosberg im Gefühl der sicheren Pole Position seinen Arbeitstag ein paar Minuten früher beenden.
Zu groß war einmal mehr die Distanz auf die Verfolger. Dort drängte sich diesmal der Finne Bottas noch vor den WM-Dritten Vettel. «Das Podium ist auf jeden Fall möglich», sagte der Ferrari-Fahrer. Hinter Vettels Teamkollegen Kimi Räikkönen belegte Nico Hülkenberg im Force India einen starken sechsten Platz.
Die Konstrukteurs-WM
Den zweiten Konstrukteurstitel in Serie für Mercedes aber werden die Silberpfeile wohl nur selbst verhindern können. Drei Punkte mehr als das Ferrari-Duo müssen Hamilton und Rosberg am Sonntag (13.00 Uhr/RTL und Sky) einfahren, dann ist die Team-WM wieder perfekt. «Es gibt noch Fragezeichen, wie die Reifen, vor allem hinten, halten», mahnte allerdings Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Grund für diese leichte Unsicherheit sind die fehlenden Erkenntnisse aus den Trainings. Am Freitag hatten Dieselflecken auf der Strecke und Dauerregen kaum aussagekräftige Proberunden ermöglicht. Am Samstag wurde das Abschlusstraining nach dem heftigen Sainz-Unfall abgebrochen. Der 21-Jährige war mit hoher Geschwindigkeit in die Streckenbarrieren gerast und hatte dabei sein Auto schwer beschädigt.
Sollten die Ärzte Grünes Licht geben, wäre ein Rennstart des Sohnes von Rallye-Legende Carlos Sainz jedoch möglich. Auf Antrag von Toro Rosso erteilten die Streckenrichter schon am Samstagnachmittag eine Ausnahmegenehmigung. Sainz habe zuvor im Training mit mehreren gewerteten Runden seine Befähigung nachgewiesen, hieß es in einer Mitteilung des Weltverbands FIA.
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