Buchungsportale für Hotels haben innerhalb weniger Jahre bedeutend an Marktmacht gewonnen. Sie ermöglichen den Hotels zwar einen Zugang zu einer Vielzahl von potenziellen Kunden, allerdings haben sie durch ein unausgewogenes Kräfteverhältnis inzwischen die Möglichkeit, Einfluss auf die Preispolitik der Hotels zu nehmen.
Bei der ersten „Journée de l’hôtellerie“ der Horesca seit längerer Zeit wurde über die Vorteile und die Hürden der Online-Distribution diskutiert.
Ein Viertel aller Buchungen
Aktuell werden in etwa 25 Prozent aller Hotelzimmer über eine Onlineplattform gebucht, eine Quote, die innerhalb der nächsten Jahre deutlich steigen könnte. Eine professionelle und effiziente Selbstvermarktung im Internet ist daher für das Hotelmanagement unerlässlich.
Vor diesem Hintergrund lud der nationale Verband der Hotel-, Restaurant- und Gaststättenbetreiber (Horesca) anlässlich der ersten „Journée de l’hôtellerie“ im Sporthotel Leweck zu einer Konferenz mit Markus Luthe, Hauptgeschäftsführer des Hotelverbandes Deutschland (IHA), ein. Laut Luthe ist „die anfängliche Partnerschaft zwischen den Hotels und den Buchungsportalen aus dem Ruder gelaufen“.
Grund hierfür sei das unausgeglichene Kräfteverhältnis zwischen den beiden Akteuren und die aggressive Politik der Buchungsportale. Dem Hauptgeschäftsführer des Hotelverbandes Deutschland zufolge spielt die sogenannte Ratenparität eine zentrale Rolle.
Steigende Kommissionsraten
Unterschreibt ein Hotel eine Paritätsklausel – was die meisten getan haben, um eine höhere Anzahl an potenziellen Kunden erreichen zu können –, verpflichtet es sich, auf keiner anderen Internetseite einen billigeren Preis anzubieten als auf der Seite des Onlineportals, mit dem die Klausel geschlossen wurde.
Diese Ratenparität zerstört laut Luthe den Hotelmarkt: „Der Markt hat zwei zentrale Probleme: erstens gibt es nur drei große Onlineportale – Booking.com, Expedia und HRS – und zweitens wurde die Preispolitik durch die Ratenparität zerstört.“
Hotels leiden
Zudem würden die Hotels unter den steigenden Kommissionsraten – aktuell sind es zwischen 15 und 18 Prozent –, die pro gebuchtem Zimmer an die Onlineportale gezahlt werden müssen, leiden. Allerdings regt sich Widerstand.
In Frankreich wurde die Ratenparität per Gesetz verboten. In Italien befindet man sich auf einem ähnlichen Weg und in Deutschland hat das Bundeskartellamt bereits vor zwei Jahren dem Buchungsportal HRS untersagt, eine Ratenparität zu verlangen.
Alternativen
Da sich die Buchungsportale dies laut dem Hauptgeschäftsführer des Hotelverbandes Deutschland „nicht gefallen lassen wollen, bieten sie den Kartellämtern Alternativen an. Zum Beispiel die Erlaubnis für Hotels, auf konkurrierenden Buchungsportalen niedrige Preise anzubieten, allerdings nicht auf der Hotel-Homepage.“
Um jeglicher Form von Paritätsklauseln entgegenzusteuern, stellte Luthe den Hotelmanagern letztlich eine Reihe von Lösungsmöglichkeiten vor: „Mit der eigenen Leistung überzeugen, Direktbuchungsvoucher auf der eigenen Hotelseite anbieten und eine schnelle Buchung ermöglichen.“
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