Das Schicksal der zwei Atommeiler mit je 900 Megawattstunden Kapazität wird sowohl von der französischen Politik als auch vom Energiekonzern EDF mit der Entwicklung des Reaktors neuer Generation EPR im normannischen Flamanville in Verbindung gebracht.
Flamanville als Prototyp hat bereits mehrere Jahre Verspätung und soll jetzt 2017 oder 2018 in Betrieb gehen. Erst wenn Flamanville voll arbeitet, kann Fessenheim vom Netz genommen werden, sagen Umweltministerin Ségolène Royal und der Vorstandsvorsitzende des Energiekonzerns übereinstimmend.
„Historischer“ Entscheid
Jean Bernard Lévy kündigte im Gespräch mit Journalisten im Fensehsender i-télé an, dass es im Laufe der kommenden Woche zu einem „historischen“ Entscheid kommen werde. In Großbritannien soll erstmals nach der japanischen Nuklearkatastrophe in Fukushima ein neues Kernkraftwerk gebaut werden. Die Atomanlage wird von EDF gebaut und von einem chinesischen Konsortium finanziert. Der zukünftige britische Betreiber sichert einen Preis von 92 Pfund Sterling pro Megawattstunde für 60 Jahre zu.
In Frankreich wird der augenblickliche Gestehungspreis für die Megawattstunde offiziell mit 42 Euro angegeben. Mit den angekündigten Investitionen zur Verbesserung der Sicherheit und der Lebensdauer soll er auf 54 Euro ansteigen. Mitglieder des Senats geben den Preis sogar mit 75 Euro an, wenn man die Kosten für die Stilllegung und den Rückbau von Kernkraftwerken mitberechnet. Die Gestehungskosten des zukünftigen normannischen Reaktors EPR sollen bei 100 Euro pro Megawattstunde liegen. Lévy ist allerdings der Meinung, dass Frankreich in Europa immer noch den preiswertesten Strom liefern wird.
Der französische Energiekonzen wird den Reaktorbereich des am Rande des Konkurses stehenden nuklearen Zulieferkonzerns Areva übernehmen. Mit der Aufspaltung des Konzerns, dessen Hauptgeschäft in der Anreicherung der Brennstäbe für die Kernkraftwerke liegt, solle Areva gerettet werden. Der Konzern hatte zuletzt einen Verlust von 4,7 Milliarden Euro ausgewiesen. EDF soll für die Sparte 2,7 Milliarden Euro zahlen. Beim Bau des neuen britisch-chinesisch-französischen Reaktors soll Areva das Reaktorbecken liefern und die dazu gehörenden Teile. Genau der Bereich ist in der Normandie auf der EPR-Baustelle aber gerade ins Gerede geraten. Im Reaktorbecken, das in Le Creusot geschmiedet wurde, sollen haarfeine Risse entdeckt worden sein.
EDF auf dem Prüfstand
EDF ist derzeit von seinem Vorstandsvorsitzenden auf den Prüfstand gestellt worden. Die Mittel des Konzerns sollen auf drei wesentliche Bereiche konzentriert werden: das Nukleare, die alternativen Energien und die Dienstleistungen für den Kunden. Im Innern des Konzerns, gibt er zu, hat er eine große Baustelle. Seine Vorstellung ist, dass die Angestellten und leitenden Angestellten um die 200 Tage im Jahr arbeiten sollen. Derzeit soll die Arbeitszeit um die 170 Tage liegen. Der Stromkonzern ist Frankreichs drittwichtigster Industrie-Akteur. Allein die Nuklearsparte beschäftigt 200.000 Menschen.
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