ArcelorMittal ist in eine doppelte, wenn nicht dreifache Falle geraten. Der Stahlkonzern hat sich mit Macht zu einem Stahl und Erzkonzern entwickelt. Er ist damit zu den Wurzeln des Ur-Konzerns, Arbed, zurückgekehrt. Der Unterschied: Arbed hatte nicht mit weltweiter Konkurrenz zu kämpfen. Die Preise bildeten sich nicht global. ArcelorMittal aber kämpft mit den Erzpreisen, die sich erneut um zehn Prozent ermäßigten. Der Konzern hatte massiv in den Ausbau eigener Erzminen investiert, als die Preise stiegen. Jetzt fallen sie und das Investment erweist sich als Belastung.
In der Stahlherstellung kann der Konzern nicht von den eigenen Erzminen profitieren. Er muss sein eigenes Erz zu Weltmarktptreisen kaufen. Niedrige Erzpreise aber sind kein Vorteil für die Erzsparte und auch keiner für die stahlsparte, wenn gleichzeitig die Preise für Stahl fallen. Der Weltkonzern sitzt gleichzeitig in der dritten Falle, weil China seine überschüssige Stahlproduktion zu Dumpingpreisen in alle Erdteile schickt, auf den auch der Luxemburger Konzern tätig ist. Lakshmi Mittal fordert seit Monaten die EU Kommission, aber auch die US Regierung auf, Schutzzölle für die eigene Stahlindustrie einzurichten, die sich nicht mehr gegen die Niedrigpreise aus China wehren kann und tief in die roten Zahlen gerät.
Hoher Verlust
ArcelorMittal hat im dritten Quartal 2015 einen Verlust von 711 Millionen US Dollar erwirtschaftet. Im Sommerquartal 2014 war es noch ein magerer Gewinn von 22 Millionen US Dollar gewesen. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres liegt der Verlust bei 1,2 Milliarden US Dollar. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es 131 Millionen US-Dollar gewesen. Lakshmi Mittal beschönigt die Situation nicht. „Die ohnehin schon schwierige Lage hat sich noch verschlimmert“, wird er in einer Pressemitteilung zitiert.
Der operative Gewinn des Konzerns stürzte in der Zeit von Juli bis september um 30 Prozent auf 1,4 Milliarden US Dollar ab. Der Umsatz sank um 25 Prozent auf 15,6 Milliarden US Dollar. das Management hat seine Prognose für den operativen Gewinn von sechs bis sieben Milliarden US Dollar auf 5,2 bis 5,4 Milliarden gesenkt.
Wenig Möglichkeiten
Der Konzern hat wenig Möglichkeiten, sich gegen die Situation zu wehren. Die Produktionsstätten in Europa sind auf die wesentlichen Orte konzentriert. Organisation und Struktur des Konzerns sind nicht mehr national sondern länder-übergreifend aufgestellt. Das hat aber nicht verhindert, dass Europa, bisher auf der Erfolgsstraße, wieder in die roten Zahlen geraten ist. Der Grund: Lagerbestände mussten wegen der gesunkenen Preise um 500 Millionen US-Dollar abgewertet werden.
Der Konzern kündigt als Konsequenz Einsparungen an. Rohstoffprojekte werden auf Eis gelegt. Die Schlussdividende für dieses Jahr fällt aus. Der Schuldenberg, der einst bei 22 Milliarden US Dollar gelegen hat, jetzt „nur“ noch 16,8 Milliarden beträgt, soll bis zum Jahresende um eine Milliarde gesenkt werden. Die Investitionen werden von drei auf 2,8 Milliarden US Dollar zurückgefahren.
Als Lichtblick verkündet das Unternehmen, dass es über eine Liquidität von 9,6 Milliarden US Dollar verfügt und dass die Zinslast um 100 Millionen auf 1,3 Milliarden gesenkt werden
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