Ein Interview mit René Arnoux kommt schnell von den vorbereiteten Fragen ab und dauert länger als geplant: So wie er früher seinen Sport betrieb – mit sehr viel Leidenschaft und Motivation – spricht er heute über verschiedenste Themen. Der Franzose hat etwas zu sagen, ist dabei einfach, offen und zugänglich.
Auch sein heutiges Tätigkeitsfeld kommt dabei nicht zu kurz. Seine Firma stellt Teile für Uhren her, er beschäftigt 300 Angestellte … in der Schweiz: „300 Leute in der Schweiz beschäftigen ist einfacher als 100 in Frankreich“, sagt er ganz unverblümt. Politik(er) mag er nicht («Wenn Sportler Sport machen würden wie Politiker Politik, würden sie nie gewinnen»), und über den Motorsport früher und heute findet er natürlich ebenfalls klare Worte.
Mercedes Konstrukteurs-Weltmeister …
Wie viele frühere Piloten ist auch Arnoux von der sportlichen Entwicklung der Formel 1 alles andere als angetan. Einige ausgewählte Zitate: „Viele Leute sprechen mich an und entschuldigen sich fast: ‹René, je ne regarde plus la Formule1›. Und ich antworte: ja, ich auch nicht … Ich sehe mir jetzt öfter Motorrad-Grand-Prix an. Spektakulär, mit vielen Überholmanövern.“
Die Fahrer-WM müsste man seiner Ansicht nach eigentlich «WM der Konstrukteure, Ingenieure und Rennstrategen» nennen, aber auch fehlende Qualitäten bei heutigen Piloten beanstandet er: „Si aujourd’hui un mec doit conduire avec des pneus froids, il fait un tête à queue …“, sagt René Arnoux mit einem ungläubigen Lachen.
… aber kein Deutschland-GP diese Saison
Auch außersportliche Entwicklungen finden nicht eben Zustimmung beim früheren Renault- und Ferrari-Piloten: „Die ‹Enzyklopädie› der Formel 1 wurde in Europa geschrieben. 4.000, ‹allez, soyons généreux et disons 5.000 spectateurs à Abu Dhabi …› aber kein Deutschland-Grand-Prix und das in einer Saison, wo das Mercedes-Werksteam Konstrukteurs-Weltmeister wird!“
Alle Aussagen aus dem hoch interessanten Gespräch finden Sie im Tageblatt vom 21. November (Print und Epaper). An dieser Stelle sei aber bereits verraten, dass auch das Tageblatt bei der Frage, die René Arnoux noch nie beantwortete, leider leer ausging: „Je ne le dirai jamais“, lächelt er verschmitzt bei der Frage, wieso es in der Saison 1985 nach nur einem Rennen zum Bruch mit Ferrari kam …
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