Headlines

Ethik macht nicht reich

Ethik macht nicht reich

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Unverschämte Preiserhöhungen bei Medikamenten

Der albanischstämmige Hedgefonds-Manager Martin Shkreli wurde Ende September zum meistgehassten Mann Amerikas. Das lag daran, dass er mit seiner Firma Turing Pharmaceuticals das bereits 1953 auf den Markt gebrachte Medikament Daraprim kaufte – und den Dosispreis dafür auf einen Schlag von 13,50 auf 750 Dollar erhöhte. Dieses Präparat ist für einige HIV-Patienten überlebenswichtig.

Roger Infalt rinfalt@tageblatt.lu

Journalisten interessierten sich sofort für diese Preiserhöhung. Shkreli rechtfertigte sich, dass er einen Teil des Profits in die Entwicklung eines besseren Alternativmedikaments stecken wolle. Nachdem herauskam, dass die Produktionskosten für eine Dosis bei gerade mal einem einzigen US-Dollar liegen, verwies der Manager auf Ausgaben für Marketing und Vertrieb. Und als ihm offenbar nichts anderes mehr einfiel, nannte er einen auskunftsuchenden Journalisten auf Twitter einen Deppen. Ethik scheint für solche Manager ein Fremdwort zu sein.

Anderer Ort, weiteres Beispiel: Valeant Pharmaceuticals ist ein international tätiges pharmazeutisches Unternehmen mit Hauptsitz in Laval in der Provinz Quebec nahe Montreal. Das Unternehmen wurde 1960 gegründet und erzielte 2013 mit 7.500 Mitarbeitern einen weltweiten Umsatz von ca. 5,8 Milliarden US-Dollar.

Den meisten Anlegern in Europa war der Name Valeant noch vor wenigen Jahren unbekannt. In der Zwischenzeit hat sich dieses Blatt aber komplett gewendet. Schlagzeilen zur misslungenen Übernahme des Botox-Herstellers Allergan sorgten im vergangenen Jahr u.a. dafür, dass der Medikamentenhersteller aus Laval über die kanadischen Grenzen hinaus bekannter wurde, als dem Unternehmen lieb war.

Valeant kauft kleinere Pharma-Unternehmen auf und setzt alles daran, deren Effizienz durch verstärktes Marketing und zugleich eine teilweise massive Erhöhung der Medikamentenpreise zu erhöhen. Internationalen Berichten zufolge sollen die Preise verschiedener Medikamente nun bis zu 500% über den vorherigen liegen.
Auch andere Medikamentenhersteller, wie z.B. Mallinckrodt, machen in den letzten Monaten eher mit unmoralischen Preiserhöhungen als mit Erfolgen in der Forschung von sich reden.

Die Leidtragenden sind natürlich die Patienten, die für ihre Medikamente zunehmend tiefer in die Tasche greifen müssen bzw. mehr Abgaben an die Kranken- oder Gesundheitskassen leisten müssen. Leidtragende sind aber auch seriös wirtschaftende und forschende kleinere Pharmafirmen, die in bestimmten Fällen zum Verkauf des eigenen Unternehmens gezwungen werden.

Die Geschäftspraktiken der biopharmazeutischen Industrie sollte man in nächster Zeit genau im Auge behalten, denn sie nützt zunehmend Schwachstellen in den jeweiligen Gesundheitssystemen aus, und das aus reiner Profitgier.