Trotzdem gehen Ökonomen unverändert von zusätzlichen geldpolitischen Lockerungen der Währungshüter aus. Banken im Währungsraum vergaben im Oktober 0,6 Prozent mehr Darlehen an Unternehmen außerhalb des Finanzsektors als ein Jahr zuvor, wie die EZB gestern in Frankfurt mitteilte. Das ist der kräftigste Anstieg seit Januar 2012. Im September hatte er bei lediglich 0,1 Prozent gelegen. An Haushalte vergaben die Geldhäuser im Oktober 1,2 Prozent mehr Darlehen als vor Jahresfrist.
Die EZB will mit ihrem Anleihen-Kaufprogramm im Volumen von über einer Billion Euro erreichen, dass die Wirtschaft stärker mit Geld versorgt wird. Das soll die Konjunktur ankurbeln und in der Folge für mehr Inflation sorgen. Doch bislang liegt die Teuerung meilenweit vom Ziel der Zentralbank entfernt, die eine Rate von knapp unter zwei Prozent als idealen Wert betrachtet. Experten erwarten deshalb, dass die EZB auf ihrer Ratssitzung in einer Woche die Geldschleusen noch weiter öffnet.
Auch Privatkredite nahmen zu
„Ich glaube nicht, dass diese Daten erhebliche Auswirkungen haben werden auf die Entscheidung nächste Woche“, sagte Pernille Bomholdt Henneberg von der Dankse Bank. Die Notenbank werde ihre Geldpolitik zusätzlich lockern und dazu mehrere Schritte einleiten.
Die Kreditvergabe-Statistik zeige aber, dass das Vorgehen der EZB richtig sei. Der Chefvolkswirt der National-Bank, Jan Bottermann, gab allerdings zu bedenken, es könne nicht allein der Zentralbank überlassen werden, für ein höheres Wirtschaftswachstum zu sorgen. „Das geldpolitische Fahrwasser wird immer rauer in Europa“, mahnte Bottermann.
Die für den Währungsraum wichtige Geldmenge M3 nahm im Oktober um 5,3 Prozent zu. Experten hatten mit einem schwächeren Anstieg von 4,9 Prozent gerechnet. Die Geldmenge M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit.
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