Im Hexenkessel von Gent hat Andy Murray Geschichte geschrieben und Großbritannien den Traum vom ersten Davis-Cup-Sieg seit 79 Jahren erfüllt. Vor 13.000 Zuschauern und unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen sorgte der Olympiasieger mit einem 6:3, 7:5, 6:3 über David Goffin für das entscheidende 3:1 gegen Gastgeber Belgien.
Für die Briten war es der insgesamt zehnte Titel, die Belgier verpassten ihren ersten. Der 28 Jahre alte Murray war im Sandplatz-Duell an allen drei Punkten der Gäste beteiligt und damit der alles überragende Mann in einem am Ende einer langen Saison zwar selten hochklassigen, aber denkwürdigen 104. Finale.
Prächtige Stimmung
Dies stand im Zeichen der Terroranschläge von Paris und den jüngsten Anschlagswarnungen in Belgien, trotz stark verschärfter Sicherheitskontrollen und Einschränkungen für die Zuschauer herrschte in der «Flanders Expo» aber prächtige Stimmung. Angepeitscht von einer stimmgewaltigen Kolonie schottischer Fans, die ihren Landsmann Murray nach vorne peitschten, hatte der frühere Wimbledon- und US-Open-Champion am Freitag gegen Ruben Bemelmans (6:3, 6:2, 7:5) zum 1:1 ausgeglichen und mit seinem älteren Bruder Jamie am Samstag im Doppel gegen Goffin/Steve Darcis (6:4, 4:6, 6:3, 6:2) die Briten in Führung gebracht.
Belgiens Topmann Goffin, der sein Team mit seinem Auftakterfolg am Freitag gegen Kyle Edmund (3:6, 1:6, 6:2, 6:1, 6:0) vom Heimsieg träumen ließ, mühte sich gegen Murray nach Kräften, war aber letztlich gegen den Weltranglistenzweiten ohne echte Chance.
Aller guten Dinge sind drei
Somit wiederholte sich für die Belgier Geschichte nach 111 Jahren: 1904 hatte es bei der zuvor einzigen Final-Teilnahme ebenfalls gegen Großbritannien ein 0:5 gesetzt. Final-Held Murray beendete derweil zum dritten Mal eine schier endlose Durststrecke des Tennis-Mutterlandes. Sein US-Open-Sieg 2012 war der erste Grand-Slam-Titel eines Briten nach 76 Jahren, 2013 sorgte er für den ersten «Heim-Erfolg» in Wimbledon nach 77 Jahren, nun erkämpfte er den ersten britischen Davis-Cup-Sieg seit 1936.
Auf dem Weg zum Gewinn der «großen Salatschüssel» verlor Murray kein einziges Match – eine 8:0-Einzelbilanz in einer Davis-Cup-Saison hatten seit der Einführung der Weltgruppe im Jahr 1981 lediglich John McEnroe (1982) und Mats Wilander (1983) erreicht, Murray gewann mit Bruder Jamie zudem bei allen drei Doppel-Einsätzen.
Mit dem Erfolg in Gent wurden die Briten zudem zum ersten Davis-Cup-Sieger seit Australien 2003, der sich auf dem Weg zum Titel auf Sand, Rasen und Hartplatz durchsetzte. Bemerkenswert: Neben Murray und Goffin war im Finale kein anderer Spieler aus den Top 80 der Welt im Einsatz.
Die Belgier zeigten vielmehr auf dem Weg ins Endspiel, wie man mangelnde Spielstärke mit großer mannschaftlicher Geschlossenheit und Taktik kompensiert. Es könnte ein Vorbild für das deutsche Team sein – das hatte sich in der Relegation in der Dominikanischen Republik zum Klassenerhalt gemüht
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