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«Ein Freund, der jetzt hier fehlt»

«Ein Freund, der jetzt hier fehlt»
(Ercole Colombo/AP)

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Am Dienstag jährt sich der folgenschwere Ski-Unfall von Michael Schumacher zum zweiten Mal. Wie genau es um das Rennfahrer-Idol steht, wissen weiterhin nur die Wenigsten.

Zwei Jahre liegt er nun bereits zurück, der Tag, der alles veränderte. Und noch immer gibt es diese Momente, in denen sich die Motorsportwelt um Michael Schumacher zu drehen scheint. Seit dem folgenschweren Ski-Unfall am 29. Dezember 2013 wird der schwierige Weg des Formel-1-Rekordweltmeisters begleitet von wilden Spekulationen um seinen Zustand, aber auch von unzähligen guten Wünschen.

Erst im November standen Sebastian Vettel, Nico Hülkenberg und weitere Vertreter der Rennsport-Elite im weiten Rund des Londoner Olympiastadions, und sie sorgten für einen dieser Schumacher-Momente im Jahr 2015. «Wir vermissen dich Michael, werde schnell wieder gesund», stand auf einem großen Plakat, welches die Fahrer im Rahmen des sonst so heiteren Race of Champions präsentierten. Und Vettel brach diesen universellen Gruß an das Idol herunter auf seine persönlichen Gefühle. «Er ist ein guter Freund, ein Freund, der jetzt hier fehlt», sagte der Heppenheimer, der bei dem Motorsportfest jahrelang gemeinsam mit Schumacher angetreten war: «In solchen Momenten fällt es uns allen schwer. Wir wissen, dass er kämpft, wir wissen, dass es ihm nicht gut geht, und wir wünschen ihm natürlich alles Gute.»

Die Vertrauten schweigen

Der einst beste Rennfahrer der Welt wird weiterhin in seinem Haus im schweizerischen Gland am Genfer See behandelt. Wie es ihm tatsächlich geht, das weiß nur der engste Kreis, und der schweigt, zum Schutze der Privatsphäre. Doch das Interesse am Zustand des Mannes, der die Formel 1 in Deutschland in ungeahnte Höhen führte, ist weiterhin enorm. Und dies wird immer wieder ausgenutzt für die ganz große Schlagzeile. «Er kann wieder gehen» – dieser Satz war kurz vor den Festtagen zu lesen, in großen Buchstaben auf dem Titel der Zeitschrift Bunte.

Von einem «Weihnachtswunder» war dort die Rede – und Schumachers Managerin Sabine Kehm war mal wieder genötigt, die Welt über die weit weniger wunderliche Realität zu unterrichten. «Leider werden wir durch einen Pressebericht zu der Klarstellung gezwungen, dass die Behauptung, Michael könne wieder gehen, nicht den Tatsachen entspricht», sagte sie der Bild-Zeitung.

Unverantwortliche Spekulationen

Es war nicht das erste Mal, und es wird wohl nicht das letzte Mal sein, dass Kehm Gerüchte dementieren muss. Es bleibt ein Ärgernis, gerade weil die Spekulationen stets auf so fruchtbaren Boden fallen. Sie seien «unverantwortlich» und führten dazu, «dass viele Menschen, die ehrlich Anteil nehmen, sich falsche Hoffnungen machen», sagte Kehm. Um diesem Interesse gerecht zu werden, meldet sich Kehm zwar immer wieder mit Neuigkeiten zu Wort. Von «kleinen Fortschritten» berichtete sie in diesem Jahr, immer gemessen an der Schwere seiner Verletzungen. Doch insgesamt soll Schumacher auf seinem Weg weiter möglichst unbehelligt sein, zum Wohle seiner Familie, zum Wohle seiner Kinder.

Denn schon die Erfahrungen im Anschluss an den Unfall vor zwei Jahren im französischen Méribel dürften sich eingebrannt haben. Tagelang war die Klinik in Grenoble geradezu belagert worden, die Arbeit der Mediziner wurde behindert. Berichte über einen Journalisten, der sich als Geistlicher verkleidet Zugang zu Schumacher verschaffen wollte, waren ein Tiefpunkt dieser chaotischen Tage. Und das Interesse am tragischen Schicksal Schumachers ist bis heute riesig. Am Schicksal des Mannes, der mehr als 300 Rennen in der Formel 1 ohne wirklich schlimme Unfälle überstand. Und dann beim entspannten Skifahren mit Familie und Freunden unglücklich stürzte.