Ganz fertig ist das Gebäude noch nicht. Hier und da fehlt noch ein Klecks Farbe. Die richtigen Lampen müssen noch installiert werden. „Wir sind zu 95 Prozent fertig,“ sagt Alain Kinsch, Managing Partner von EY – der Hausherr sozusagen.
Das Beratungsunternehmen EY befindet sich ab nun auf dem Kirchberg direkt am Boulevard John F. Kennedy. Ein Glasgebäude. Der Eingang nach hinten versetzt. Zwei Flügel breiten sich nach vorne zur Straße hin einladend aus. „Kein Quadrat,“ wie der Architekt Matthias Sauerbruch vom Architektenbüro Sauerbruch Hutton sagt. Kein Quadrat sondern ein modernes Palazzo – «a modern day palazzo».
Standort Kirchberg
Sauerbruch ist kein unbekannter. Er ist vielfach ausgezeichnet und entwarf zum Beispiel das GSW-Hochhaus in Berlin Kreuzberg und das Umweltbundesamt in Dessau.
„Es ist nicht so, dass wir Munsbach nicht mögen. Aber wir ziehen den Kirchberg definitiv vor,“ sagt Kinsch. Der Verkehr, die Kosten, der Kirchberg habe Nachteile, ja. Aber die Vorteile überwiegen in Kinschs Augen: Das größere Angebot für die Mitarbeiter in der Mittagspause. Die größere Nähe zu den Kunden. Rund ein viertel aller Dienstfahrten des Unternehmens finden auf dem Kirchberg statt.
„Wir ermutigen unsere Mitarbeiter zu Fuß zugehen oder mit dem Rad zu fahren,“ so Kinsch. EY hat 24 Fahrräder gekauft und will im Bedarfsfall weitere kaufen. Das schone auch die Umwelt. „Wir stellen uns nicht gegen den Gebrauch von Autos aber wir fördern ihn auch nicht,“ so Kinsch. Die 100 Parkplätze des Gebäudes sind für Kunden und die Partner reserviert. Die Mitarbeiter die auf ihren fahrbaren Untersatz nicht verzischten wollen können sich Plätze bei der Coque oder unter der Philharmonie reservieren.
Mein Nachbar der Partner
EY ist selbser Besitzer des Gebäudes. Der Fonds de Kirchberg verlangt bei solchen Immobilienprojekten, dass der Besitzer gleichzeitig der Nutzer ist um Spekulation vorzubeugen. Das neue Gebäude ist 28.000 m2 groß. Es bietet Platz für 1.800 Mitarbeiter. Derzeit arbeiten 1.200 Menschen bei EY in Luxemburg. Vor sechs Jahren waren es noch 750.
Das Unternehmen nutzt das Gebäude auch nicht alleine. Im Vorhof befinden sich zwei Restaurants um eine Auflage des Fonds du Kirchberg zu erfüllen. 30 Prozent des Gebäudes sind zudem vermietet. Sie werden von EY (noch) nicht benötigt.
Doch nicht nur das Gebäude hat sich mit dem Umzug geändert. Auch die Arbeitsweise wurde überdacht. Geschlossene Büros gibt es nicht mehr. Kein Mitarbeiter hat mehr einen festen Arbeitsplatz. Lediglich die Partner haben ihren festen Tisch an den sie jeden Tag zurückkehren und der übrigens genau so aussieht wie jeder andere Schreibtisch im Gebäude auch. Die Mitarbeiter setzten sich „ganz natürlich“ zu dem Partner mit dem sie gerade zusammen an einem Projekt arbeiteten, erklärt Kinsch. Er spricht von „Nachbarschaften“ mit dem Partner als „Fixpunkt“. „Die jungen Leute lieben es,“ so Kinsch. „Die Partner müssen sich noch daran gewöhnen.“
Wem es dann doch zu unruhig wird und wer einen ruhigeren Platz zum Arbeiten sucht, dem stehen 60 Konferenzräume zur Verfügung. Das Projekt schlage mit rund 100 Millionen Euro zu buche, so Kinsch – für Bauplatz, Gebäude und Ausstattung.
Für EY ist der Umzug auf den Kirchberg eigentlich eine Heimkehr. Im Jahre 2002 schlossen sich das damalige Ernst&Young und der Konkurrent Arthur Andersen zusammen. Beide „Vorgängerunternehmen“ der heutigen EY hatten ihren Sitz zuvor auf dem Kirchberg.
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