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Fallende Benzinpreise bremsen Tanktourismus

Fallende Benzinpreise bremsen Tanktourismus
(AFP/Foto: AFP/Philippe Huguen)

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Um billig zu tanken, fahren Deutsche, Belgier und Franzosen gerne nach Luxemburg. In letzter Zeit gehen die Umsätze dort jedoch zurück.

Es ist die Tankstellenmeile Luxemburgs: Im Ort Wasserbillig nahe der deutschen Grenze reiht sich fast ein Dutzend Tankstellen dicht aneinander. Es herrscht reger Betrieb. Es sind vor allem Autos mit deutschen Kennzeichen, die die Zapfsäulen ansteuern. «Es ist ja immer noch billiger als in Deutschland», sagt ein Autofahrer aus der Eifel. Aber: «Extra herfahren zum Tanken würde ich nicht», sagt der 46-jährige Bauleiter, der gerade beruflich in Wasserbillig unterwegs ist. Denn Tanken in Deutschland ist wegen der gefallenen Öl- und Kraftstoffpreise derzeit so günstig wie lange nicht mehr.

Und das bremst den Tanktourismus ins Großherzogtum: «Wenn der Preis hoch ist, nimmt man einen längeren Weg in Kauf, um zu sparen», sagt der Präsident des luxemburgischen Verbandes der Tankstellenbetreiber, Roland Clerbaut. Bei günstigen Preisen lohne es sich kaum mehr, «von so weit zu kommen». Luxemburgs Tankstellen merkten schon länger einen Rückgang an Kunden, auch nahe Belgiens und Frankreichs. «Es ist an allen drei Grenzen spürbar», sagt Clerbaut.

Tendenz nach unten

Er schätzt, dass der Umsatz an den Tankstellen in Grenznähe in den vergangenen zwei Jahren um rund zehn Prozent gesunken sei. «Und ich vermute, dass er noch ein bisschen weiter runter geht.» Das Tanken in Luxemburg ist nach wie vor wegen der dort niedrigeren Mineralölsteuer billiger: Diesel, Benzin und Super sind je nach Region in Deutschland zwischen 7 und 30 Cent pro Liter günstiger.

«Ich tanke immer hier», sagt Renate John aus dem zwölf Kilometer entfernten Trier. Mindestens zehn Euro spart sie pro Tankladung. Sie kommt regelmäßig, wie Tausende andere aus der Moselstadt – wo der Kraftstoff im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich teuer ist. «Ich verbinde das immer mit dem Kauf von Kaffee», sagt John.

Der Absatz von Benzin und Diesel in Luxemburg schrumpfe seit etwa fünf Jahren, sagt der Präsident des Verbandes der luxemburgischen Mineralölfirmen, Romain Hoffmann. «Es gibt einen geringeren Leidensdruck, wenn der Spritpreis nicht mehr gar so hoch ist.» Ein Grund sei auch, dass moderne Autos weniger verbrauchten – und mit der Abwrackprämie in Deutschland mehr neue Fahrzeuge auf die Straßen kamen. 2014 wurden mit 416 Millionen Litern Benzin und 2,33 Milliarden Litern Diesel rund 3,3 Prozent weniger verkauft als ein Jahr zuvor.

236 Tankstellen

Für 2015 ging er von einem Umsatzminus von fünf Prozent aus. Denn die Erhöhung der Mehrwertsteuer in Luxemburg auf Benzin, Super und Diesel Anfang vergangenen Jahres von 15 auf 17 Prozent habe den Preisunterschied für Tanktouristen verringert. In Luxemburg gibt es 236 Tankstellen, 2014 beliefen sich die Steuereinnahmen auf 1,1 Milliarden Euro. Zahlen zu 2015 liegen noch nicht vor.

Wie es weiter gehe? «Ich möchte keine Prognose für die nächsten Jahre wagen», sagt Hoffmann. Der Mineralölmarkt sei unberechenbar. «Es kann sein, dass durch eine internationale Krise die Preise wieder in die Höhe gehen. Das weiß aber niemand.»

Tank-Dauerkunden aus dem Ausland sind die Grenzgänger, die täglich zum Arbeiten nach Luxemburg strömen. «Das sind für mich aber keine Tanktouristen, die nur zum Tanken ins Land kommen», sagt Clerbaut. 2014 kamen rund 160 000 Berufspendler über Grenzen nach Luxemburg: Etwa 80 000 aus Frankreich und je 40 000 aus Belgien und Deutschland. Sie machen etwa 44 Prozent der Arbeitnehmerschaft im Großherzogtum aus.

Auch wenn es wohl weniger werden – es gibt ihn noch: den klassischen Tanktouristen, der auch weite Wege auf sich nimmt. Etwa Michael Möller (55), der an seinem ersten Urlaubstag eigens aus Köln nach Wasserbillig kommt. «Ist doch ein schöner Ausflug. Und nebenbei kann ich noch günstig tanken, Kaffee und Zigaretten kaufen.»