Schon die Kritik an den durchgängig weißen Nominierten für die diesjährige Oscar-Verleihung hat die mangelnde Vielfalt in Hollywood in den Fokus gerückt. Jetzt legt die Annenberg School for Communication der Universität von Südkalifornien eine der umfassendsten Studien über Diversität vor – mit einem vernichtenden Urteil für die Film- und Fernsehindustrie der USA.
Filme und TV-Produktionen der großen Medienunternehmen seien «weißgewaschen» worden, heißt es in der Studie, die am Montag veröffentlicht werden sollte und der Nachrichtenagentur AP bereits vorlag. Auch Frauen, ethnische Minderheiten und Homosexuelle sowie Transgender seien unterrepräsentiert oder gar «unsichtbar».
Die Autoren der Studie untersuchten Filme der großen Hollywood-Studios aus dem Jahr 2014 sowie TV-Serien aus dem Hauptprogramm, die zwischen September 2014 und August 2015 gezeigt wurden. Unter die Lupe kamen insgesamt 109 Filme und 305 Serien. Die Analyse umfasste unter anderem Sprechrollen, Drehbuchautoren, Regisseure und Medienmanager.
Im Folgenden einige der wichtigsten Erkenntnisse:
Vor der Kamera
– weibliche Charaktere hatten einen Anteil von 28,7 Prozent an Sprechrollen in Filmen.
– 28,3 Prozent der Sprechrollen in Filmen und Serien entfielen auf Angehörige von Minderheiten, wobei deren Anteil an der US-Bevölkerung um fast zehn Prozentpunkte höher liegt.
– zwei Prozent der Sprechrollen wurden mit lesbischen, schwulen oder Transgender-Darstellern besetzt.
– 18 Prozent aller Filme und Serie wiesen eine Balance zwischen den Geschlechtern auf.
– unter den Charakteren über 40 Jahren waren 74,3 Prozent Männer und 25,7 Prozent Frauen
Hinter der Kamera
– nur 3,4 Prozent der Filmregisseure waren Frauen – von insgesamt 4284.
– 87 Prozent der Regisseure waren weiß.
– unter 6421 Drehbuchautoren waren 71,1 Prozent männlich und 28,9 Prozent weiblich.
– 77,4 Prozent der Show-Schaffenden im Fernsehen und bei digitalen Serien waren männlich und 28,9 Prozent weiblich.
– Filme und Serien mit weiblichen Regisseuren wiesen 5,4 Prozent mehr Mädchen und Frauen als Darstellerinnen auf als von Männern gedrehte Produktionen.
– Knapp 20 Prozent der Geschäftsführer, Aufsichtsräte und Topmanager der Produktionsgesellschaften und Studios waren Frauen.
Abschneiden der großen Produzenten
– In einem Index, der zehn große Mediengesellschaften auf eine ausgewogene Bilanz zwischen Männern und Frauen vor und hinter der Kamera untersucht, erreichte kein Unternehmen mehr als 20 Prozent.
Sony und Viacom bekamen je 20 Prozent, NBC Universal erzielte zehn Prozent, Fox und Walt Disney Co. erreichten fünf Prozent. Time Warner fiel mit null Prozent komplett durch.
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