Chinesische Forscher haben im Labor Mäusesperma aus Stammzellen hergestellt. Die geglückte Produktion könnte eines Tages zu einer Behandlung von unfruchtbaren Männern führen – sollte die Methode auf Menschen übertragbar sein, könnten Ärzte künftig in der Lage sein, Hautzellen eines Mannes in Sperma zu verwandeln, das die DNA an Nachkommen weitergeben könnte. Fachleute warnen aber vor überzogenen Hoffnungen: Es werde noch lange dauern, bis diese Methode bei unfruchtbaren Männern verwendet werden könnte.
Von den geglückten Mäusetests berichten die chinesischen Wissenschaftler in einem am Donnerstag veröffentlichten Artikel in der Fachzeitschrift «Cell Stem Cell». Die Technik werde nun an Affen getestet, erklärte einer der Autoren.
Ausgangspunkt der Forscher waren embryonale Mäuse-Stammzellen. Diese können sich in jede Art von Körperzelle entwickeln. Im Labor wurden diese Zellen dann Chemikalien ausgesetzt, die sie in Spermien umwandelten. Während vorherige Forschungen auf diese Weise ebenfalls Spermavorstufen entwickelten, mussten diese Vorprodukte in die Hoden der Mäuse eingepflanzt werden, damit sie sich weiterentwickeln konnten.
Baby-Mäuse
Die neue Technik ist laut Experten deshalb ein Fortschritt, weil es die Notwendigkeit von Transplantationen beseitigt. Stattdessen haben die Forscher die Spermavorboten in eine Laborschale mit Hodenzellen gelegt. Obwohl die Vorprodukte niemals zu vollständig ausgereiften Spermien werden, haben sie sich so weit entwickelt, dass sie Eier befruchten konnten. Sie wurden in 379 Eier injiziert. Herausgekommen sind zumindest neun Baby-Mäuse.
Die Ergebnisse der chinesischen Forscher seien überzeugend, sagt John Schimenti von der Cornell University in Ithaca im US-Staat New York. Er vermutet, dass sich die Erkenntnisse vor allem für die Grundforschung der Spermaentwicklung auszahlen werden.
Stammzellen
Wie eine andere Expertin, Renee Reijo Pera von der staatlichen Universität von Montana, geht Schimenti davon aus, dass die Technik eines Tages dazu dienen könnte, bestimmten unfruchtbaren Männern direkter zu helfen. In diesem Fall würde der Prozess mit Haut- oder anderen Zellen des Patienten beginnen. Diese würden in Stammzellen mit der DNA des Mannes umgewandelt, die wiederum denselben Weg der Mäusezellen gehen würden.
Es gibt jedoch einige Hürden dabei zu meistern, die Methode von Mäusen auf Menschen zu übertragen, hieß es. Zudem müssten andere Labore die Ergebnisse der chinesischen Wissenschaftler erst bestätigen – ein Standardprozedere in der Forschung.
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