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Trumps Geoökonomie

Trumps Geoökonomie
(Alain Rischard/editpress)

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Wie der Republikaner wirklich tickt

Es ist streckenweise erstaunlich, wie sich die Menge über den Republikaner Donald Trump aufregt. Der „böse“ Multimilliardär, der eine Mauer zwischen den USA und Mexiko errichten und sich nun nicht einmal vom Ku-Klux-Klan (KKK) distanzieren will, empört immer noch trotz seiner völlig transparenten Masche … Mit Verlaub: Spätestens jetzt sollte auch dem letzten Beobachter deutlich geworden sein, dass Trump lediglich die Rahmenbedingungen einer vollständig mediatisierten Welt nutzt, um seine Politik mit allen Mitteln der Provokation an den Mann zu bringen. Was ihm immer wieder gelingt: Je mehr sich seine Kritiker aufregen, desto mehr huldigen seine Unterstützer den plumpen trumpschen Botschaften. Er nutzt lediglich die zunehmend voranschreitende Medialisierung von Politik aus, die auf wütenden Debatten, Beleidigungen und der Visualisierung von Politik aufbaut. Aus ihr entsteht eine duale Ordnung: Während die Trump-Hater sich an ihrem Hassobjekt aufgeilen, vergöttern die Jünger von „The Donald“ seine Political Incorrectness. So weit der aktuelle Verlauf der öffentlichen Diskussion über Trump.

Allerdings ist mittlerweile die Zeit gekommen, sich ernsthaft mit Trump zu befassen – und diese duale Logik zu durchbrechen. Sollten sich die Prognosen bewahrheiten, sieht alles nach einem Durchmarsch von „The Donald“ bei den US-Vorwahlen der Republikaner aus. Unabhängig davon, ob er gegen die Demokratin Hillary Clinton oder ihr Parteigegenüber Bernie Sanders antritt, wird Trump wieder einmal einen Kurswandel vollziehen. Der Machtmensch und medial perfekt durchorganisierte Politiker Donald Trump weiß nur allzu gut, dass er die Präsidentschaftswahlen am Ende nur mit einem großen Schritt zur Mitte gewinnen kann.

Doch wofür steht Trump eigentlich, wenn man ihn nicht innerhalb der von ihm gesteckten Platz- und Spielordnung betrachtet? Im Gegensatz zu Ted Cruz und Marco Rubio ist Trump ähnlich wie US-Präsident Barack Obama in Sachen Außenpolitik eher isolationistisch eingestellt. Allerdings unterscheiden sie sich in ihrer Weltanschauung. Obama versuchte, eine klassische, geopolitisch orientierte Außenpolitik zu vertreten. Trumps politische Anschauung fußt jedoch auf rein geoökonomischen Überlegungen. Wer die Welt in Wirtschaftsdeals denkt, versteht die Zwänge von Diplomatie und – noch viel wichtiger – dem Militär einer Großmacht in keinster Weise. Der Nationalist und Chauvinist Trump spielt mit seinem Image der Unberechenbarkeit und setzt immer wieder auf die protektionistisch-patriotische Karte. Er lässt bewusst Zweifel zu, ob er etwa tatsächlich ein Freund des KKK sein oder ob Waterboarding tatsächlich Bestandteil seiner Agenda sein könnte. Trump bemisst konkurrierende Staaten ausschließlich nach ihrer Wirtschaftskraft, was auch seine starke Ablehnung des transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP erklärt.

Trumps geoökonomische Fokussierung verdeutlicht somit, weshalb er keine Antworten auf die komplexe Gemengelage in Syrien oder Libyen hat bzw. sucht: Wer daran glaubt, die Welt sei durch protektionistisch-merkantilistische Deals zu steuern, schert sich keinen Deut um Geopolitik.