Die grüne Wohnungsbauministerin Emmanuelle Cosse sagte am Sonntag vor Journalisten, Präsident François Hollande habe ihr wiederholt gesagt, dass der Zeitplan die Schließung von Fessenheim 2016 vorsehe. Das Atomkraftwerk an der deutschen Grenze war am Freitag erneut in die Schlagzeilen geraten, als deutsche Medien über einen gravierenden Störfall im April 2014 berichteten. Nach Angaben der «Süddeutsche Zeitung» und des WDR waren die Steuerstäbe zum Abschalten des Reaktors damals nach einer Überflutung in Block 1 nicht mehr manövrierfähig, so dass der Block durch die Einleitung von Bor ins Kühlsystem abgeschaltet werden musste.
Dies ist ein sehr seltenes Vorgehen. Der staatliche Stromkonzern EDF, der das Akw betreibt, spielte den Vorfall herunter, erst jetzt wurde die Bedeutung der Öffentlichkeit bekannt. Laut der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN ist der Zustand des Kraftwerks «insgesamt zufriedenstellend». Zu seiner Schließung gebe es aus Perspektive der Sicherheit «keinen Grund», doch könnte die Energiepolitik der Regierung zu einer «unterschiedlichen Entscheidung» führen, erklärte die ASN. Frankreich will bis 2025 seine Abhängigkeit von der Atomkraft von derzeit 75 auf 50 Prozent reduzieren und 24 alte Reaktoren abschalten. Aber noch im September schloss Hollande eine Abschaltung von Fessenheim dieses Jahr aus, da sich die Fertigstellung eines Kraftwerks in Flamanville verzögerte.
Umweltschützer beiderseits des Rheins fordern seit langem die Schließung von Fessenheim, das seit 1977 in Betrieb ist und damit das älteste Atomkraftwerk Frankreichs ist. Nach dem jüngsten Vorfall forderten Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und andere deutsche Politiker erneut, Fessenheim vom Netz zu nehmen.
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