Ein Stück Identität und Herkunft, nennt Peter Gilles, Professor für Linguistik am Institut für luxemburgische Sprach- und Literaturwissenschaft, das Familiennamenbuch, das er und seine Mitarbeiter heute vorgestellt haben. Entstanden ist ihre Arbeit zwischen 2009 und 2012.
Familiennamen gehören zu den ältesten greifbaren Sprachzeugnissen. Luxemburg ist als Verbindung zwischen dem deutschen, französischen, wallonischen und niederländischen Sprach- und Kulturgebiet, besonders interessant.
Grundlagen
Die Grundlage der wissenschaftlichen Arbeit ist das Telefonbuch von 2009 und die Volkszählung von 1880. So wurde zwar die Immigrationsgeschichte der letzten hundert Jahre ausgeschlossen, gleichzeitig aber eine wissenschaftliche Grundlage geschaffen, auf der man weiter aufbauen will.
Von den 36.000 im Telefonbuch verzeichneten Namen wurden 8.561 herausgefiltert. Berücksichtigt wurden nur diejenigen, die noch mindestens 15 Telefonanschlüsse aufweisen. Das waren2.600 Namen.
Herkunft
Die meisten Familiennamen haben sich aus den Beinamen entwickelt, die zunächst an einzelne Personen vergeben wurden. Erst im 9. Jahrhundert ist in Venedig belegt, dass ein Beiname vererbt wurde.
Anfang des 15. Jahrhunderts waren Familiennamen überall Sprachraum anzutreffen, hatten jedoch bis ins 18. Jahrhundert hinein nur eine untergeordnete Bedeutung, der Rufname blieb der eigentliche Name. Er konnte auch wechseln, wenn die Familie umzog oder eine neue Tätigkeit aufnahm.
Beispiele
Der Name Engeldinger, den laut Telefonbuch im Jahr 2009 noch 20 Familien trugen (1880 waren es 49), könnte – in seiner rheinfränkischen Deutung – von Hagendingen abgeleitet sein, der deutschen Form von Hagondange. In seiner moselfränkischen Auslegung wird er auf Angeldingen zurückgeführt.
Der Name Origer oder Oricher, den es fast nur in Luxemburg gibt, geht ursprünglich auf das Wohnviertel Oury in der Nähe von Florange zurück, wobei das französische breite „ou“ im luxemburgischen zu einem langen „o“ wird.
Der Name Nicolas steht am Ursprung von über 1.000 Familiennamen, wie Clees, Clesse, Colas, Collard, Collignon, Niclou, Nicolay. Er ist in Luxemburg und Wallonien häufig. In Flandern oder am Niederrhein ist er als Nikolaus, Niclass oder Nickes verbreitet, vom Saarland bis in den Süden Luxemburgs heißen die Leute eher Nicola.
Hit-Parade:
1. Schmit 1515
2. Muller 1097
3. Weber 1059
4. Hoffmann 1017
5. Wagner 1004
6. Thill 791
7. Schmitz 722
8. Schroeder 616
9. Reuter 534
10. Klein 521
11. Becker 496
12. Kieffer 496
13. Kremer 493
14. Faber 454
15. Wels 420
16. Schneider 415
17. Simon 415
18. Welter 410
19. Schiltz 405
20. Meyer 403
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