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Karl May: Tod durch Schwermetallvergiftung?

Karl May: Tod durch Schwermetallvergiftung?
(AFP/Horst Ossinger)

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Seit über 100 Jahren wird diskutiert, woran "Winnetou"-Erfinder Karl May starb. Leipziger Rechtsmediziner haben eine fundierte Theorie.

Eine chronische Schwermetallvergiftung hat den Abenteuerschriftsteller Karl May (1842-1912) wahrscheinlich ins Grab gebracht. In seinen Knochen wurden auffällig hohe Konzentrationen von Blei und Cadmium gefunden, wie die Karl-May-Stiftung in Radebeul (Sachsen) am Mittwoch unter Verweis auf ein aktuelles forensisches Gutachten mitteilte. «Das Trinkwasser war damals sehr bleihaltig», sagte Carsten Hädrich vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Leipzig. Er und ein Kollege hatten die sterblichen Überreste in der Gruft unter Mays Grabmal im Oktober 2014 obduziert – und sie zugleich eindeutig als die des Erfinders von Winnetou und Old Shatterhand identifiziert.
Die Todesursache des sächsischen Dichters war bisher unbekannt – und Stoff für Spekulationen. Diese reichten von Lungenkrebs bis Gattenmord.

«Auf dem Totenschein vom 30. März 1912 ist nichts vermerkt», sagte Stiftungsvorstand Ralf Harder. Die Rechtsmediziner fanden keine Belege für krankhafte Veränderungen oder Brüche an Knochen, später im Labor aber erhöhte Konzentrationen von Blei und Cadmium. «Die Schilderungen über Beschwerden in seinen letzten Wochen und Tagen entsprechen Symptomen einer Schwermetallvergiftung», sagte Hädrich. Laut Harder war May bei seinem letztem Vortrag am 22. März 1912 in Wien erkältet. «Man mutmaßte eine Lungenentzündung.» Da der Dichter abgemagert und in sich zusammengesackt war, war auch Lungenkrebs vermutet worden.

«Interessante Details für die Forschung»

Hinweise auf krankhafte Veränderungen, Mangelernährung oder Krebs entdeckten die Rechtsmediziner nicht, aber Anzeichen dafür, dass May Blei und Cadmium über lange Zeit aufgenommen haben muss. Als Quellen sehen die Experten am ehesten Bleirohre für Trinkwasser; aber auch Nahrung und Tabakrauch. Der Dichter war zeitlebens starker Raucher. Die Stiftung hatte notwendige Sanierungsarbeiten am Grabmal des Schriftstellers auf dem Friedhof Radebeul-Ost genutzt, um den Inhalt des ihm zugeschriebenen Zinksarges begutachten zu lassen. «Es war eine einmalige Möglichkeit», sagte Harder. Es gab den Verdacht, dass der Dichter in den Wirren des Zweiten Weltkrieges irrtümlich in eine anderen Ruhestätte gebracht worden sein könnte, wie etwa sein bester Freund. Ein Schädelvergleich zerstreute die Zweifel: «Die knöcherne Struktur entspricht genau der Gesichtsform auf Porträtfotos», sagte Hädrich.
Woran der legendäre Autor aber mit 70 Jahren genau starb, könne ohne die Organe schwer aufgeklärt werden, sagte Hädrich. Das Skelett ist fast vollständig von Weichteilen befreit. «Mit absoluter Sicherheit ist die Todesursache nicht mehr herauszufinden.» Das Gutachten soll laut Harder zur Wahrheitsfindung beitragen und wissenschaftlich diskutiert werden. «Es enthält interessante Details für die Forschung.»