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Bernie, der Lichtblick

Bernie, der Lichtblick
(Tageblatt/Alain Rischard)

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Weshalb Bernie Sanders die bessere Alternative zu Donald Trump ist.

Das Schöne an der Demokratie: Der Bürger hat die Wahl. In einer Diktatur dagegen wird man nicht um seine Meinung gefragt und tut in der Regel auch gut daran, sie für sich zu behalten. Außer natürlich, man will Lobeshymnen auf die unendlichen Qualitäten und Talente des Geliebten Führers singen.

Doch in der Demokratie muss man sich, wie gesagt, nicht mit dem begnügen, was die Machthabenden einem vorsetzen, man darf vielmehr aus einer ganzen Palette von Kandidaten jenem seine Zuneigung schenken, der einem am geeignetsten für das hohe Amt erscheint oder aber ganz einfach am coolsten/sexysten rüberkommt.
Die interessanteste Wahl haben zurzeit die Parteigänger der US-Republikaner. Nämlich jene zwischen Pest und Cholera. Oder Ebola und Krebs. Oder Trump und Cruz.

Ebola vor Trump

Wobei jeder vernünftige Mensch, wenn ihm dies tatsächlich zu entscheiden gegönnt wäre, Ebola vor Trump den Vorzug gäbe. Denn bei Ebola dauert’s wenigstens keine vier Jahre. Oder gar acht, wenn’s denn knüppeldick kommen sollte. Obwohl es nicht sicher ist, dass selbst die großmächtigen USA acht Jahre Trump überstehen würden.
Sicher, dieser Mann ist eine Affenschande für Gottes Eigenes Land™. Doch hey, Leute, this is democracy! Trump erscheint Millionen von US-Bürgern als der wiedergekehrte Messias, der die gedemütigte Nation wieder aufrichten und „great again“ machen wird. Wobei seine Gegner wohl eher recht haben, wenn sie seinen Wahlkampfslogan in „make America hate again“ umbiegen.

In unseren Breitengraden gehen wir selbstverständlich davon aus, dass die Demokratie das beste aller Systeme ist. Doch ist dem tatsächlich so? Kann es in der Tat ein besseres Argument gegen die Demokratie geben als ein gewöhnliches Internetforum, in dem Herden von anonymen und hundsgemeinen Hirnamputierten fröhlich Amok laufen, oder eben die Popularität eines Donald Trump, die beweist, dass es im Gegensatz zur „Schwarmintelligenz“, bei der es sich höchstwahrscheinlich um einen Mythos handeln dürfte, sehr wohl so etwas wie Schwarmblödheit geben muss?

Politik seit Reagan falsch

Aber nun mal im Ernst: Das Phänomen Trump ist natürlich nicht zuletzt dadurch zu erklären, dass die amerikanische Politik spätestens seit Ronald Reagan die Interessen der Schwerreichen zu Lasten der Armen und der Mittelklasse bedient. In diesem Sinne erscheinen einem die USA oft viel eher als eine Pluto- denn als eine Demokratie.
Wobei andererseits das Phänomen Bernie Sanders dann doch wieder Anlass zur Hoffnung gibt. Der Mann wird zwar leider nicht ins Weiße Haus einziehen, sein Erfolg zeigt aber, dass immer mehr amerikanische Wähler schnallen, dass es nicht unbedingt sehr schlau ist, wenn sie andauernd Leute wählen, die zu allererst das Wohl ihrer Geldgeber von der Wall Street im Sinne haben. Und allein schon das lässt einen nicht vollends an der Demokratie verzweifeln.