Seit drei Monaten haben Orange und Bouygues über ihre Fusion verhandelt. Um Bedenken des Kartellamtes auszuräumen, hatten Bouygues und Orange auch die anderen Wettbewerber im französischen Telekom-Markt, Free und SFR, mit einbezogen. Der Wert von Bouygues Telecom war auf zehn Milliarden Euro taxiert worden.
Die vier Gesellschaften hatten sich in mühevollen Verhandlungen darauf geeinigt, wie die Bouygues-Kunden aufgeteilt werden sollten. Sie hatten sich über das Zweigstellennetz und die jeweilige Übernahme der Mitarbeiter geeinigt oder auch über die Aufteilung der Antennen. Die Lösung stand, die Verwaltungsräte von Bouygues und von Orange tagten ohne Unterlass, nur die entscheidende Abstimmung und die Unterschriften fehlten.
Wirtschaftsministerium schaltete sich ein
Dann schaltete sich das französische Wirtschaftsministerium ein. Zusammen mit dem Leiter der Vermögensagentur des französischen Staates formulierte Wirtschaftsminister Emmanuel Macron Forderungen, die Martin Bouygues nicht bereit war, zu erfüllen.
Orange ist der historische Telekom-Anbieter in Frankreich. Frankreich hält an dem ehemaligen Staatsunternehmen einen Anteil von 23 Prozent. Martin Bouygues wollte mit etwa 15 Prozent an Orange beteiligt werden und wollte ein doppeltes Stimmrecht erhalten. Wirtschaftsminister Macron hielt daran fest, dass der Staat das Sagen bei Orange behalten müsse und verlangte, dass Bouygues für zehn Jahre auf sein doppeltes Stimmrecht verzichten müsse.
Außerdem verlangte Macron, dass Bouygues die Aktien als Paket für 20 Euro pro Aktie kaufen müsse. Der aktuelle Kurs liegt bei 15,30 Euro. Martin Bouygues lehnte ab, wurde am Freitagabend in seiner Haltung durch den Verwaltungsrat gestützt. Die Fusion ist geplatzt. Frankreichs Regierung verliert durch die gescheiterte Übernahme über eine Milliarde Euro an Steuern und Gebühren.
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